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Voestalpine greift trotz Top-Gewinns nach Energiehilfe

Von Karl Leban

Wirtschaft
Auch ultralange Schienen hat der Konzern in seinem Produktportfolio.
© Voestalpine AG

Dem heimischen Konzernriesen winkt ein Rekordergebnis, den staatlichen Energiekostenzuschuss will er dennoch haben.


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Im Konzern der Voestalpine laufen die Geschäfte trotz der abflauenden Weltwirtschaft besser als erwartet. Hilfreich dabei: In vielen Produktsparten konnte das Linzer Stahltechnologieunternehmen die steigenden Rohstoff- und Energiekosten seinen Kunden weiterverrechnen, wie Firmenchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch berichtete. In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2022/23 verbuchte die Voestalpine jedenfalls einen Betriebsgewinn (Ebitda), der mit 1,9 Milliarden Euro um fast ein Viertel höher ausfiel als im gleichen Vorjahreszeitraum. Hatte Eibensteiner für das Gesamtjahr (per Ende März) bisher ein Ebitda von 2,3 bis 2,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, rechnet er jetzt mit "rund 2,5 Milliarden". Dass der börsennotierte Konzern damit auf einen Rekordgewinn zusteuert, hält ihn freilich nicht davon ab, den staatlichen Energiekostenzuschuss abzurufen.

"Die Anträge sind in Bearbeitung", sagte Eibensteiner bei der Präsentation der Neunmonatsergebnisse. Konkret sprach er von "bis zu 2 Millionen Euro", um die es dabei gehe und die für die Voestalpine mit Blick auf die gesetzlichen Richtlinien möglich seien. Wie der CEO weiter ausführte, sei das Unternehmen mit Energiekosten konfrontiert, die sich im laufenden Geschäftsjahr immerhin auf mehr als eine Milliarde Euro verdoppelt hätten. Vor diesem Hintergrund sei eine "Förderung" mit 2 Millionen Euro "eher gering", um die hohen Energiekosten abzufedern, so Eibensteiner. Ob die Voestalpine diese Hilfe angesichts ihrer mehr als soliden wirtschaftlichen Performance wirklich braucht, wollte der Vorstandschef nicht sagen.

Vor Milliarden-Investition

Unterdessen wird es für den oberösterreichischen Großkonzern in Sachen Dekarbonisierung im Rahmen seines sogenannten Greentec-Steel-Projekts ernst. Die Voestalpine gilt ja - noch vor der OMV und der Wien Energie - als Österreichs größter CO2-Emittent. Wie Eibensteiner ankündigte, werde der Aufsichtsrat im März für die Investition in je einen Elektrolichtbogenofen in Linz und im steirischen Donawitz entscheiden. Der Bau der beiden Stahlproduktionsanlagen, der die Voestalpine in eine grüne Zukunft führen soll, wird nach den Worten des Konzernchefs "wohl mehr als eine Milliarde" kosten. "Aber noch gibt es keine finale Zahl."

Geplant ist, dass 2027 mit der Produktion "grüner" Stähle im Volumen von zunächst 2,5 Millionen Tonnen gestartet wird und damit in einem ersten Schritt 30 Prozent Kohlendioxid eingespart werden. "Rund um das Jahr 2030 wird es einen zweiten Schritt geben, um dann sukzessive bis 2050 CO2-neutral zu produzieren", skizzierte Eibensteiner den weiteren Weg. Finanzielle Unterstützung erhofft er sich dabei vom österreichischen Staat. Einen eigenen Fonds für die Industrie, der mit circa 3 Milliarden Euro dotiert sei, gebe es bereits. Allerdings fehlten noch die dazugehörigen Förderrichtlinien.

Mehrkosten für Kapfenberg

Demnächst - noch im laufenden Geschäftsjahr, pandemiebedingt aber etwa ein Jahr verspätet - will die Voestalpine ihr neues Edelstahlwerk am steirischen Standort Kapfenberg in Betrieb nehmen. Die Produktion soll sukzessive hochgefahren werden und im Laufe des Jahres immer mehr auf das neue Werk übergehen. Laut Eibensteiner wird der Bau am Ende um ungefähr 30 Prozent mehr gekostet haben als ursprünglich geplant (350 Millionen Euro).

In den ersten drei Geschäftsquartalen (März bis Dezember 2022) hat die Voestalpine, die weltweit in mehr als 50 Ländern mit gut 50.000 Mitarbeitern tätig ist, beim Verkauf ihrer Produkte vor allem in den Sektoren Energie, Flugzeugbau und Bahninfrastruktur gepunktet. Dies schob ihre Umsätze kräftig an - um 29 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich - netto - fuhr der Konzern mit 864 Millionen Euro einen um fast 24 Prozent höheren Gewinn ein.