Internationaler Stahl-Boom vorbei. | Halbjahr lieferte noch neuen Rekord. | Wien. Mit dem jahrelangen Stahl-Boom ist´s vorbei. Die Finanzkrise lässt den konjunkturellen Gegenwind in der bislang erfolgsverwöhnten Branche immer heftiger werden. Das bekommt mittlerweile auch die Voestalpine zu spüren. Der österreichische Stahlriese hat zwar im ersten Halbjahr 2008/09 (April bis September) einmal mehr ein Rekordergebnis eingefahren (siehe Grafik) - sein Ausblick für die kommenden Monate fällt jedoch alles andere als rosig aus.
Vor allem in den wichtigen Sektoren Auto, Maschinen- und Werkzeugbau, die der Linzer Konzern mit speziellen Stahl-Produkten beliefert, sieht Vorstandschef Wolfgang Eder ein weiteres Abdriften der Nachfrage. In den Bereichen Bahn, Energie und Flugzeugbau sollte die Nachfrage hingegen stabil bleiben. In Summe geht Eder für das laufende zweite Geschäftshalbjahr von einem deutlich schwächeren Ergebnis aus. Trotzdem bekräftigte er am Donnerstag vor der Presse sein Gewinnziel für 2008/09: "Auf dem Rekordniveau des Vorjahres sollten wir zu liegen kommen." Die Messlatte - beim Betriebsergebnis - sind 1,6 Mrd. Euro.
Weil am Konjunkturhimmel nunmehr immer dunklere Wolken aufziehen, tritt Eder auf die Kostenbremse. Die Stahlproduktion in Linz wird um 3 bis 5 Prozent gedrosselt. "Wir werden über Weihnachten zwei Wochen Betriebsstillstand haben und im Februar voraussichtlich eine weitere Woche", so der Voest-Boss. Je nachdem sollen bis zu 250.000 Tonnen aus der Produktion genommen werden. "Es macht keinen Sinn, auf Lager zu produzieren."
Chef zückt den Rotstift
Den Sparstift will Eder aber auch beim Personal ansetzen - vor allem bei Leiharbeitern. Hier wackeln rund 2000 Stellen. Rund um den Globus beschäftigt die Voest derzeit gut 42.300 Mitarbeiter, wovon ein Zehntel Leasing-Kräfte sind. "Etwa die Hälfte des geliehenen Personals wird zur Disposition gestellt", kündigte Eder an. In Österreich selbst wären davon rund 1000 Jobs betroffen, im Ausland ebenso viel.
Die Stammbelegschaft im Konzern soll gehalten werden. Eder schließt allerdings nicht aus, "dass wir da oder dort eingreifen müssen". So etwa an Standorten in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien, wo das Geschäft derzeit besonders leidet. Im Übrigen soll mit den Personaleinsparungen auch der Abbau von Urlaub und Überstunden Hand in Hand gehen.
Zukäufe nun ausgesetzt
Leiser treten will Eder künftig auch bei den Investitionen. Für das Geschäftsjahr 2009/10 soll mit 700 Mio. Euro um 30 Prozent weniger Geld fließen als bisher geplant. Außerdem ist das 5 Mrd. Euro schwere Projekt für ein riesiges Stahlwerk am Schwarzen Meer bis auf Weiteres eingefroren. Eder: "Derzeit sehen wir keinen sich lichtenden Nebel - weder auf der CO2-Seite (Stichwort: EU-Regime) noch auf der Finanzierungsseite."
Akquisitionen ist vorläufig ebenfalls ein Riegel vorgeschoben. Denn im Moment seien dafür auf dem Kapitalmarkt ohnehin keine Finanzierungen zu bekommen, erklärte Eder.
Abgeschlossen ist inzwischen die komplette Übernahme des Edelstahlherstellers Böhler-Uddeholm. Wie berichtet hat die Voest die letzten Streubesitzanteile in einem "Squeeze-out" erworben. Auch die Integration in den Konzern ist nun abgeschlossen. Allein heuer sollen 90 Mio. Euro an Synergien gehoben werden.
Zum Börsenkurs, der seit vorigem Jahr rund 80 Prozent abgestürzt ist, meinte Eder: "Wir lehnen die Verantwortung für diese Entwicklung ab. Der Kurs wird von Faktoren getrieben, die außerhalb unserer Einflusssphäre liegen."