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Voestalpine wieder im Visier der deutschen Kartellwächter

Von Karl Leban

Wirtschaft

Konzernchef Eder völlig überrascht, interne Untersuchungen laufen bereits.


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Linz/Bonn. Neues Ungemach für den Stahl- und Industriegüterkonzern Voestalpine: Nach der brisanten Affäre um ein Schienenkartell hat er die deutschen Wettbewerbshüter abermals am Hals. Die Linzer stehen beim Bundeskartellamt in Bonn im Verdacht wettbewerbsbeschränkender Absprachen über Stahllieferungen an die deutsche Autoindustrie. Neben der Voestalpine sind auch die beiden Stahlriesen ArcelorMittal und ThyssenKrupp ins Visier der Behörde geraten.

Dem Vernehmen nach soll das Kartellamt nach einer anonymen Anzeige aktiv geworden sein. Am Donnerstag gab es jedenfalls zeitgleich Razzien an insgesamt vier Firmenstandorten in Deutschland, darunter auch in den Büros einer Vertriebstochter der Voestalpine in München.

"Wir sind davon voll überrascht worden", sagte Voest-Sprecher Peter Felsbach am Freitag zur "Wiener Zeitung". Konzernchef Wolfgang Eder hat unterdessen bereits interne Untersuchungen angeordnet. Mehr, als dass die Voestalpine die Ermittlungen der Behörde unterstütze, will man im Konzern derzeit wegen des laufenden Verfahrens jedoch nicht sagen.

An der Börse ging es mit der Voest-Aktie deutlich nach unten. In der Spitze verlor der Stahltitel am Freitag mehr als drei Prozent.

Dimension des Falles unklar

Ob es in dem Fall um etwas Großes geht oder nur um ein paar Schrauben, ist vorerst unklar. Mit näheren Details geizt das Bundeskartellamt. Gerüchteweise ist vom Verdacht auf Preisabsprachen über mehrere Jahre die Rede. Ob noch andere Firmen in das mutmaßliche Kartell involviert sind, ist zunächst ebenfalls offen.

Erst im Juli 2012 hatte das Bundeskartellamt wegen Preisabsprachen bei Schienenlieferungen Strafen in Gesamthöhe von 124,5 Millionen Euro verhängt - und zwar gegen vier Stahlfirmen. Anders als etwa die deutsche ThyssenKrupp, die zu 103 Millionen Euro verdonnert wurde, kam die Voestalpine mit 8,5 Millionen Euro relativ glimpflich davon, da sie als Kronzeugin fungiert hatte. Wesentlich teurer werden für sie freilich die noch offenen Schadenersatzzahlungen an die Deutsche Bahn.