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Dass auch Naturliebhaberei zur Modeerscheinung werden kann, hätte ich nicht gedacht. Das "Radiokolleg" dieser Woche (9.30, Wh. 22.40 Uhr) belehrte mich eines Besseren. Mittwoch ging es um das Beobachten von Vögeln. Da erzählten Experten vom Schlicht-, Übergangs- und Prachtkleid, ahmten un terschiedliche Laute nach und gaben Tipps für Anfänger.
Zur Sprache kam allerdings auch, dass die Sache inzwischen recht trendig geworden ist. Und da dieser Trend aus Großbritannien und den USA kommt, gibt nun das Englische den Ton an: Wer auf der Welle mitschwimmt, ist nicht mehr Vogelbeobachter, sondern "Birdwatcher". Sein Hobby heißt jedoch nicht Birdwatching, sondern "Birden". Die diversen Unterarten dieser neuen Spezies beleuchtete ein Ornithologe mit unverhohlener Ironie: Da gibt es etwa den "Twitcher", der nur dorthin fährt, wo eine seltene Vogelart gesichtet wurde. Meint er, das jeweilige Tier erkannt zu haben, kann er es abhaken und befriedigt weiterziehen. Ist der Vogel gerade ausgeflogen und daher die Enttäuschung groß, dann war das Ganze - nein: kein Flop, sondern - ein Dip. Wer Listing betreibt, will möglichst viele Vögel sehen, die er dann seiner Liste hinzufügt und diese anderen Artgenossen unter die Nase hält, um sie neidisch zu machen.
Allerdings, so der Ornithologe, gibt es immer noch viele Menschen, die ihrem Hobby einfach aus Freude an der Natur frönen - das müssen die einstigen Vogelbeob achter sein.