In der Osttürkei ist innerhalb weniger Tage ein drittes Kind einer Familie an der Vogelgrippe gestorben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte nach türkischen Angaben am Freitag die Tierkrankheit als Todesursache. Ärzte behandeln in der Region inzwischen mehr als 20 vor allem junge Menschen, die sich möglicherweise ebenfalls infiziert haben. Auch im Westen des Landes ist die Krankheit wieder ausgebrochen.
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Bei dem jüngsten Opfer handelt es sich Ärzten zufolge um eine jüngere Schwester der beiden zuvor verstorbenen Kinder. Die drei kamen aus einer ländlichen Gegend unweit der Grenze zum Iran und Armenien. Sie sind die ersten bekannten Todesopfer außerhalb der Regionen Südostasien und China, wo seit 2003 mehr als 70 Menschen an der Virus-Variante H5N1 gestorben sind. Alle Opfer sollen engen Kontakt mit Geflügel gehabt haben.
Ein Expertenteam von WHO und EU-Kommission sollte noch im Tagesverlauf in den Osten der Türkei reisen und die näheren Umstände der Ansteckung klären. WHO-Sprecherin Maria Cheng sagte in Genf: "Es ist möglich, dass sich alle an kranken Tieren infiziert haben, aber auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich". Beide Möglichkeiten müssten untersucht werden. Experten fürchten, das Virus könnte sich verändern und so eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ermöglichen. Dies könnte eine weltweite Epidemie auslösen, die das Leben von Millionen Menschen bedroht. Die elfjährige Hülya Kocyigit starb am Freitag in der Klinik von Van in der Ost-Türkei. Ihr Bruder war der Krankheit am Wochenende erlegen, ihre Schwester am Donnerstag. In Van werden nach Angaben von Ärzten noch mehr als 20 weitere Patienten mit Verdacht auf Vogelgrippe behandelt, die meisten davon Kinder. "Alle unsere Patienten hatten engen Kontakt zu Geflügel", zitierte die britische BBC den Klinik-Arzt Ahmet Faik Oner. "Einige hatten erkranktes Geflügel in der Hand, manche spielten sogar mit abgetrennten Köpfen von Hühnern."
Nach Angaben der Behörden wurden in mehreren östlichen Provinzen der Türkei Hühner und andere Geflügeltiere vorsorglich getötet, um eine Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Das Auffinden der Tiere sei aber nicht immer einfach, da manche Familien ihr Geflügel versteckten.
Das türkische Nachbarland Aserbaidschan ordnete ebenfalls die Untersuchung von totem Geflügel an. Im Süden des Landes waren in zwei Dörfern rund 200 Tiere verendet. Die Region liegt rund 500 Kilometer entfernt von dem Ort entfernt, in dem in der Türkei die Infektion ausgebrochen war.
Ausbruch auch im Westen
Nach der Ausbreitung im Osten der Türkei ist die Vogelgrippe nun auch wieder im Westen des Landes ausgebrochen. "Die Krankheit ist bei zwei Wildenten nahe einem Damm bei Nallihan festgestellt worden", sagte Landwirtschaftsminister Mehdi Eker am Freitag im Fernsehen. Der Ort liegt etwa 100 Kilometer westlich von Ankara. Der Fund deutet darauf hin, dass Zugvögel das Virus in der Türkei verbreiten. Experten hatten davor gewarnt.
Die Tier-Krankheit war das erste Mal im Oktober noch weiter westlich nahe dem Marmara-Meer entdeckt worden. Die Behörden erklärten das Gebiet jedoch im vergangenen Monat nach Quarantäne-Maßnahmen für Vogelgrippe-frei. Im Osten des Landes sind in den vergangenen Tagen drei Kinder an der Krankheit gestorben. Es sind die ersten bekannten Vogelgrippe-Toten außerhalb Südostasiens und Chinas.