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Voith streicht Jobs in St. Pölten

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Der Maschinenbauer schließt Papiersparte in St. Pölten bis März 2016, betroffen sind 150 Mitarbeiter.


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St. Pölten. Der deutsche Maschinenbaukonzern Voith schließt seine Papiermaschinenproduktion in St. Pölten und bündelt die Konzernverwaltung an vier Standorten. Weltweit werden bis zu 1600 Stellen gestrichen, davon fallen 150 Jobs in der Papiersparte und rund 13 in der Verwaltung in St. Pölten weg. Bis Ende März 2016 wird der Walzenbau eingestellt, kündigten die Geschäftsführer der Papiersparte in St. Pölten, Bettina Probst und Bernd Stibi, bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Montagnachmittag an. Erst im September 2013 hatte die Unternehmensspitze angekündigt, 290 der damals noch 840 Stellen in St. Pölten einzusparen. Konzernweit wurden knapp 1000 Stellen in der Papiermaschinenherstellung abgebaut.

Das Auftragsvolumen von Voith Paper habe sich seit dem Geschäftsjahr 2009/10 ebenso wie das Marktvolumen halbiert, erklärt Stibi die Einschnitte. Seit drei Jahren habe Voith keinen Auftrag für eine große Anlage zur Herstellung von grafischen Papieren bekommen. Zuletzt habe Voith Marktanteile gehalten, jedoch zulasten der Preise. Voith macht die Digitalisierung zu schaffen, wodurch weniger Papieranlagen für Zeitungs-, Magazin- und Kopierpapier bestellt werden. Dazu kommen Überkapazitäten im Markt. Voith schließt daher die Standorte in Krefeld und Neuwied und streicht Stellen am Hauptsitz in Heidenheim und Ravensburg.

Transferangebote

Die Mitarbeiter wurden am Montagnachmittag über den Stellenabbau informiert, der Betriebsrat in St. Pölten berief anschließend eine außerordentliche Betriebsversammlung ein, die nicht beendet, sondern unterbrochen wurde. Damit könne man jederzeit eine Betriebsversammlung binnen weniger Minuten einberufen, sagt Betriebsratsvorsitzender Hans-Joachim Haiderer.

Der Stellenabbau soll mit einem Sozialplan abgefedert werden, der Altersteilzeit, Frühpensionierungen und eine Altersstiftung vorsieht, so Probst. Dazu soll der bestehende Sozialplan, der bis 2015 läuft, bis 2016 verlängert werden. Für rund 50 der aktuell 200 Mitarbeiter in der Papiersparte soll es Transferangebote an andere Standorte geben, so Stibi. Für die meisten würde das heißen, dass sie umziehen müssten.

Haiderer bezweifelt jedoch, dass viele Beschäftigte zu einem Umzug bereit sind. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass kaum Mitarbeiter Transferangebote angenommen haben." Der bestehende Sozialplan habe für ihn keine Gültigkeit für den neuerlichen Stellenabbau, er will zusätzliche sozialverträgliche Lösungen verhandeln, sowie Prämien und Unterstützung für Mitarbeiter, die einen Transfer in Betracht ziehen.

Das Familienunternehmen eröffnete die Produktion in St. Pölten 1903 als erstes Tochterwerk, aktuell sind 280 Mitarbeiter in der Hydrosparte (Wasserkraftwerke) und 50 im Turbo-Bereich (Antriebstechnik) beschäftigt, dazu kommen Stellen in der Holding.

Am Wochenende tagte die Gesellschafterversammlung in der Konzernzentrale. Am Montag folgte eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung. Dabei wurde auch der Plan abgesegnet, die Sparte Industrial Services mit 18.000 der insgesamt 39.000 Beschäftigten zu verkaufen. "Unsere Gremien haben heute einem ganzen Bündel an Maßnahmen zugestimmt, die einschneidend, teilweise schmerzhaft, aber notwendig sind", teilte Lienhard am Montag mit.