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Völkermord für den Profit

Von Gerald Jatzek

Politik
Ein Volk kämpft ums Überleben.
© Survival International

Colin Firth ruft zum Schutz des "bedrohtesten Volkes der Welt" auf


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Den Awá, einem kleinen indigenen Volk im Nordosten Brasiliens, wird von illegalen Holzfäller und Rinderzüchtern mit brutaler Gewalt das Land geraubt, auf dem sie leben. Rund 1200 Quadratkilometer umfasst das Gebiet, das den Awá per Gesetz gehört. Doch wie so oft im Regenwald gilt in der Praxis das Recht des  Stärkeren.

Regelmäßig werden Mitglieder des zum Teil noch unkontaktierten Volkes von Söldnern und Holzdieben ermordet. Inzwischen sind dürfte der nomadisch lebende Stamm nur noch 355 Mitglieder haben. Wer von ihnen den Massakern entgeht, verliert seine Heimat. Mit der illegalen Abholzung des Regenwaldes verlieren die Jäger und Sammler ihre Lebensgrundlage. Rund ein Drittel des Waldes ist bereits zerstört und kann sich auch nicht mehr regenerieren, denn auf die Holzräuber folgen die Viehzüchter und besetzen das Land. Dementsprechend spricht die NGO Survival International vom "bedrohtesten Volk der Welt".

Ein Gerichtsurteil von 2011 bestätigt das Recht der Awá auf das naturgeschützte Land. Doch es setzt den illegalen Besetzern eine Frist von einem Jahr und kann durch Einsprüche und Instanzverfahren blockiert werden. Oscarpreisträger Colin Firth, der die Kampagne von Survival International unterstützt, fordert dementsprechend den brasilianischen Justizminister José Eduardo Cardozo auf, umgehend aktiv zu werden und die Bundespolizei zu entsenden.

Internationaler Druck ist zweifellos notwendig, wie die jüngste Entwickung in Brasilien zeigt: Das Parlament stimmte gestern für eine Aufweichung des Código Florestal, des Gesetzes zum Schutz des Waldes. Die Novelle erleichtert nicht nur das Abholzen, sie soll auch dei Grundlage von Amnestien für die Verantwortlichen illegaler Rodungen.

Survival International
Indioschutzbehörde FUNAI (portugiesisch)
Indigenen-Missionsrat CIMI (portugiesisch)