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Volksaufstand nach Skandal um Investmentfonds

Von Andreas Landwehr, Peking

Wirtschaft

Das süße Leben hat ein Ende. He Shuide wird voraussichtlich den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Der begüterte Vizedirektor des Gemeindefinanzamts von Bishan in Chongqing wurde der | Korruption und Unterschlagung für schuldig befunden. Mit ihm kamen zwei andere hohe Funktionäre lebenslang hinter Gitter. Alle drei waren in illegale Investmentgesellschaften verwickelt, die | Millionen von Chinesen mit dem Traum vom schnellen Geld locken.


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Das Problem, das China eine schwere Finanzkrise bescheren könnte, heißt "San Luan", die "dreifache Unordnung": illegales Sammeln von Geldmitteln, ungenehmigte finanzielle Aktivitäten und die

Billigung und Gründung von Investmentfonds. Allein in Chongqing wurden 91 Fälle aufgedeckt und 103 Personen, darunter Fondsmanager und lokale Funktionäre, zum Teil zu hohen Haftstrafen verurteilt,

berichtete die Wirtschaftszeitung "Gongshang Shibao".

Die hohen Strafen haben die Volksmassen nicht besänftigen können. Zwar wollen sie Verantwortliche bestraft wissen, doch fürchten sie vor allem um ihr Geld. Zu Recht. Als die Stadtregierung bekannt

gab, dass ein Großteil der Anleger illegaler Investmentfonds sein Geld nur teilweise oder nach Jahren zurückbekommt, brach ein Volksaufstand aus. Empörte Bürger legten sich auf Schienen, blockierten

den Straßenverkehr. Die Polizei ging prügelnd gegen die Demonstranten vor.

Trotz der strengen Kontrolle der Medien in China werden immer wieder solche Proteste wegen Pleiten oder schlichten Betrugs solcher Investmentfirmen bekannt. Hinter ihrem Boom steckt ein schwach

entwickelte Finanzwesen, das in der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung nicht mithalten kann. Der Staatssektor bekommt wegen politischer Vorgaben die meisten Kredite, der viel schneller wachsende

private Sektor kann nicht ausreichend Geld aufbringen.

Die Kredite werden zu höheren Zinsen auf dem informellen Markt besorgt - von Freunden, Verwandten, Unternehmen oder eben Investmentgesellschaften. Diese wiederum sammeln ihr Kapital mit hohen

Gewinnversprechungen, worauf sich unwissende Anleger gern einlassen, da die Banken nur geringe Zinsen geben. Geld ist genug da; die Chinesen haben umgerechnet mehr als 900 Mrd. Schilling auf den

Sparkonten.

Für die Seriosität der Fonds machen sich meist lokale Stellen und Funktionäre stark, die großzügig belohnt werden. Anleger können kaum zwischen legalen und illegalen Fonds unterscheiden. Vor allem

mangelt es an Aufsicht über die Investmentgesellschaften, die Geld irgendwo verschwinden lassen, glücklos an der Börse oder am einbrechenden Immobilienmarkt spekulieren. Auch die Anordnung, neue

Investmentfirmen statt von lokalen Behörden durch die Zentralbank genehmigen zu lassen, haben dem Wildwuchs wenig Einhalt geboten.

Seit in der Asienkrise die Gefahren deutlich wurden, geht der Staatsrat verschärft gegen "irreguläre Aktivitäten wie das illegale Sammeln von Geldmitteln, unerlaubte Gründung von Finanzinstitutionen

und ungenehmigte Finanzdienste" vor. Doch das Problem beginnt, sobald ein illegaler Fonds geschlossen wird. Meist ist nicht genug Geld da, um die Anleger auszuzahlen. Diese wiederum wollen ihr Geld

zurückbekommen, machen die Regierung verantwortlich und gehen empört auf die Straße, wie in diesen Tagen oft in China.