Null Zinsen für die aufgenommene Milliarde vom Staat. | Massiver Verlust von 607 Mio. Euro nach drei Quartalen. | Wien. Bittere Nachricht für den österreichischen Steuerzahler: Die Volksbanken-AG (ÖVAG) wird auch für 2010 keine Zinsen auf das Staatskapital zahlen können. Darauf hat das Leitinstitut der Volksbanken - das derzeit hohe Verluste am Hals hat - die öffentliche Hand nun vorsorglich eingestellt.
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Für das heurige und das nächste Jahr entgehen dem Bund somit insgesamt 186 Mio. Euro an Zinsen, sofern Teile der im Frühjahr aufgenommenen Staatsmilliarde von den ÖVAG-Aktionären nicht abgeschichtet werden (was laut den Verträgen mit der Republik möglich wäre). Eigentlich müssten jährlich Zinsen von 9,3 Prozent auf das staatliche Partizipationskapital gezahlt werden.
Die ÖVAG ist im Übrigen nicht das einzige heimische Institut, das den Bund - zumindest derzeit - leer ausgehen lässt. Auch die Hypo Group Alpe Adria, die sich schon Ende 2008 vom Staat 900 Mio. Euro holte, kann das aufgenommene Kapital nicht bedienen. Da sie ebenfalls tief in der Verlustzone steckt, muss der Steuerzahler für heuer - zum zweiten Mal in Folge - auf Zinsen verzichten. Im Fall der Hypo Kärnten summiert sich der Zinsentgang auf bisher mehr als 167 Mio. Euro.
Große Löcher in Bilanz
Beiden Banken droht grundsätzlich das Schicksal einer Verstaatlichung, falls Zinszahlungen auf mehrere Jahre hinaus unterbleiben. Sowohl die ÖVAG als auch die BayernLB-Tochter Hypo arbeiten schon deswegen mit Hochdruck an ihrer Sanierung. Die ÖVAG will jedenfalls schon 2010 den Turnaround schaffen und wenigstens vor Steuern einen Gewinn einfahren.
Wie sehr die Finanzkrise dem viertgrößten Bankhaus des Landes bisher zugesetzt hat, zeigen die großen Löcher in der Bilanz zum dritten Quartal: In den ersten neun Monaten fiel ein Vorsteuerverlust von 607 Mio. Euro an (nach 52 Mio. Euro Gewinn im Vorjahr). Grund: Die Vorsorgen für Problemkredite mussten auf rund 560 Mio. Euro verachtfacht werden. Was das Ergebnis ebenfalls tief ins Minus zog, waren teils hohe Abwertungen von Immobilien (Europolis) und Beteiligungen (so etwa an der Raiffeisen Zentralbank).
Eine Rosskur steht an
Der einzige Lichtblick nach den ersten drei Geschäftsquartalen: Das Betriebsergebnis war mit 307 Mio. Euro laut ÖVAG stabil.
Um die Bank wieder flott zu bekommen, will ÖVAG-Chef Gerald Wenzel die Fixkosten im Konzern deutlich senken. Dazu zählt vor allem der Abbau von 900 Mitarbeitern binnen zwei Jahren. Auch der geplante Verkauf von fünf Banktöchtern an den Volksbanken-Sektor und eine möglichst rasche Abschichtung des Staatskapitals gelten als Teil des Sanierungsplans.