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Geldrückflüsse winken der Republik auch bei der ÖVAG-Abbaueinheit Immigon.
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Wien. Es waren dramatische Jahre. Und es ging nicht nur um staatliche Rettungsaktionen für die Hypo Alpe Adria und die Kommunalkredit. Auch das frühere Spitzeninstitut der Volksbanken, die ÖVAG, geriet im Zuge der globalen Finanzkrise schwer ins Taumeln. Um ihren Crash und den des Volksbankensektors samt massiven Verwerfungen im heimischen Bankensystem zu verhindern, pumpte die Republik unter dem Strich 1,25 Milliarden Euro an Kapitalhilfen in die ramponierte ÖVAG. Mittlerweile - etliche Jahre später - fließen zumindest Teile davon wieder in ihre Kassen zurück.
Konkret hat der nunmehr neuformierte Volksbankensektor dem Bund in Raten bisher mehr als 65 Millionen Euro (per Ende 2017) retourniert, wie Wolfgang Layr, Sprecher der Volksbank Wien, des neuen Spitzeninstituts, der "Wiener Zeitung" sagte. Dies entspricht gut einem Fünftel jenes Geldbetrages, zu dessen Rückzahlung sich die Volksbanken auf Geheiß des Bundes verpflichteten.
Dabei geht es für die Bankengruppe in absoluten Zahlen darum, alles in allem 300 Millionen Euro zu stemmen. Diese Schuld war - nach mehreren notwendigen Kapitalschnitten infolge hoher Verluste bei der Problembank ÖVAG - als Rückzahlungspflicht übrig geblieben.
Staatlicher Viertelanteil an Volksbank Wien quasi Pfand
Sobald die 300 Millionen Euro zur Gänze getilgt sind, geht auch der 25-Prozent-Anteil, den der Bund seit der Zerschlagung der ÖVAG (Mitte 2015) am neuen Spitzeninstitut Volksbank Wien hält, in das Eigentum der Volksbankengenossenschaften zurück. Zuletzt war es das erklärte Ziel der Volksbanken, den Gesamtbetrag bereits bis Ende 2020 zurückzuzahlen - drei Jahre früher als mit dem Bund ursprünglich vereinbart. Dieses Ziel sei nach wie vor aufrecht, bekräftigte Layr.
Nach dem ursprünglichen Zeitplan für die Rückzahlung waren seinen Angaben zufolge zunächst 15 Millionen Euro bis Ende 2017 vorgesehen, in der Folge 75 Millionen bis Ende 2019, dann 200 Millionen bis Ende 2021 und schließlich 300 Millionen Euro bis Ende 2023. Jetzt soll das also wesentlich rascher vonstattengehen. Ein gewichtiges Wort hat dabei freilich die Bankenaufsicht mitzureden - wegen der Eigenkapitalquote des Volksbankenverbunds, die durch die Rückzahlungen keinesfalls über Gebühr strapaziert werden darf.
Auf einen substanziellen Geldrückfluss kann der Bund auch bei der Immigon hoffen - jener Abbaueinheit, die aus der ÖVAG hervorgegangen ist. Geplant war, den Abbau des Restvermögens (Kredite, Wertpapiere, Immobilien, Beteiligungen etc.) bis Ende 2017 im Wesentlichen abzuschließen. Dies dürfte der Bad Bank unter Führung von Ex-ÖVAG-Chef Stephan Koren auch gelungen sein, vorerst aber gibt es noch keine fertige Bilanz. Gegenüber der "Wiener Zeitung" bekräftigte Immigon-Sprecher Thomas Heimhofer allerdings, dass dem Staat nach dem Ende des Abbaus noch Geld winkt. "Das gilt nach wie vor." Untermauert wird die Ansage dadurch, dass die Bargeldguthaben der Immigon zur Jahresmitte 2017 mit 1,22 Milliarden Euro erstmals höher waren als die Schulden und Rückstellungen.
Unterdessen ist die Fusion der einst rund 60 regionalen Volksbanken zu nur noch acht Banken (eine pro Bundesland - mit Ausnahme des Burgenlands) de facto abgeschlossen. Mit der neuen Aufbauorganisation, die eine Auflage für die Staatshilfen war, "ist alles planmäßig gelaufen", so Layr. Nur eine Fusionsnachzüglerin gibt es: die Volksbank Horn aus Niederösterreich. Layr zufolge soll das Institut im Juni auf die Volksbank Wien verschmolzen werden.
Volksbanken könnenKapitalmarkt wieder anzapfen
Das Gewinnziel des Sektors in dessen neuen Verbundstruktur ist ein langfristig nachhaltiger Überschuss in dreistelliger Millionenhöhe. Der Sparkurs der Volksbanken ist deshalb noch nicht zu Ende, denn zuletzt waren die Gewinne erst in niedriger zweistelliger Millionenhöhe.
Bis Ende 2020 will der Volksbankenverbund, der nach letztverfügbaren Zahlen eine Bilanzsumme von 25,4 Milliarden Euro (per 30. September 2017) hat, das Verhältnis seiner Kosten zum Ertrag von bisher rund 80 Prozent auf 60 Prozent verbessern. Nach früheren Angaben von Volksbank-Wien-Chef Gerald Fleischmann ist der geplante Sprung gleichbedeutend mit Einsparungen von mindestens 100 Millionen Euro.
Um das Sparziel zu erreichen, will der Volksbankensektor, der heute anders als früher nur noch auf das Österreich-Geschäft mit Privatkunden sowie Klein- und Mittelbetrieben fokussiert ist, etwa die Zahl der Filialen - zuletzt bei 350 bis 360 - bis Ende 2019 auf 300 reduzieren. Wobei geplant ist, kleinere Filialen in größeren zusammenzufassen.
Damit einher geht freilich auch Personalabbau. Hatten die Volksbanken im Frühjahr 2016 österreichweit noch zirka 4600 Mitarbeiter, sind es mittlerweile unter 4000, und auch dabei wird es laut Fleischmann nicht bleiben.
Die Kapitalmarktfähigkeit des Sektors - also das Imstandesein, sich wieder über den Kapitalmarkt refinanzieren zu können - ist indes unabhängig von der noch laufenden Restrukturierung seit wenigen Monaten wiederhergestellt. Ende September konnte die Volksbank Wien ihre erste Neuemission nach Schaffung der neuen Verbundstruktur platzieren. Das Gesamtvolumen der Anleihe belief sich auf 400 Millionen Euro.