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Wiener SPÖ: Kein Zusammenhang zwischen Sonntag und Oktober-Wahl. | Wien. Die Wahlbeteiligung in Wien lag bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag deutlich unter jener von 2004. Sie beträgt - ohne Briefwähler - 46,17 Prozent. Das ist ein Minus von 18,57 Prozentpunkten gegenüber 2004, wo sie bei 64,74 Prozent lag.
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Was das für die bevorstehende Wiener Landtagswahl am 10. Oktober bedeutet, ist in SPÖ-Kreisen schnell beantwortet: "Nichts". Schließlich handle es sich bei der Bundespräsidentenwahl nicht um einen Wahlsieg der SPÖ, sondern einen "Sieg des Heinz Fischer", hatte bereits der Wiener Bürgermeister Michael Häupl am Wahlabend erklärt. Die niedrige Beteiligung habe diesmal "Name und Adresse", nämlich die ÖVP, so Häupl am Montag.
Der Wiener SPÖ reicht die verhältnismäßig hohe Beteiligung an der Volksbefragung im Februar, um für den Herbst zuversichtlich zu sein. Die Wahl am Sonntag habe lediglich gezeigt, "dass Strache als moderner Mitte-Rechts-Politiker endgültig seine Glaubwürdigkeit verloren hat", meint man im Rathaus. In der SPÖ nehme man überhaupt ein Schwächeln des FPÖ-Chefs wahr - "seit Weihnachten gab es keine Attacke mehr gegen das Rathaus" - was der SPÖ derzeit ein wenig Rückenwind verschaffe.
Heinz-Christian Strache zeigte sich gegenüber der "Wiener Zeitung" zu diesem Thema ungewohnt verhalten: "Die Bundespräsidentenwahl und die Wiener Landtagswahl sind getrennt zu betrachten. In Wien wird es vor allem darauf ankommen, die immer größere Gruppe der Nichtwähler wieder zu den Urnen zu bringen", so der Parteichef.
Angriffslustiger präsentierte sich die Wiener ÖVP-Chefin Christine Marek, die die niedrige Wahlbeteiligung auf die Mobilisierungsschwäche der SPÖ zurückführt und den Wahlsonntag als Tendenz für die kommenden Landtagswahlen sieht. Die ÖVP habe gerade einmal 5,72 Prozent erreicht. "So viel zur Mobilisierungskraft von Marek", reagierte der Wiener SPÖ-Landesparteisekretär Christian Deutsch postwendend.
Kandidatenliste ist fix
Für ihn sei ebenfalls kein Zusammenhang zwischen Bundespräsidentenwahl und der kommenden Wiener Landtagswahl gegeben - für die die Wiener SPÖ im Übrigen am Montag die Kandidatenliste, die am Vormittag beschlossen wurde, präsentiert hat.
Demnach geht wenig überraschend Parteichef Michael Häupl als Spitzenkandidat ins Rennen. Das Durchschnittsalter der roten Anwärter beträgt 40,6 Jahre. Wobei auch der Jugend Platz eingeräumt wurde. Jüngste Kandidatin ist die erst 18-jährige Tamara Punz auf Platz 276.
Große Chancen für einen Einzug ins Stadtparlament hat laut SPÖ Junggewerkschafter Christoph Peschek (26). Auf der Liste befindet sich auch Bernhard Häupl, der Sohn des Bürgermeisters. Bei der vergangenen Nationalratswahl kandidierte er bereits für die SPÖ auf einem hinteren Listenplatz.
Nicht mehr dabei sind die mittlerweile ausgeschiedenen Stadträte Sepp Rieder und Grete Laska sowie der derzeitige Bundeskanzler Werner Faymann. Auch die ehemalige Landtagspräsidentin Erika Stubenvoll wird nicht mehr dabei sein, sie ist mittlerweile in Pension.
Bei den Spitzenkandidaten für die Bezirksvertretungswahl hat sich mit Ausnahme der Wieden und der Josefstadt nichts geändert. In den beiden genannten Bezirken tritt Leo Plasch für den vierten Bezirk anstelle von Karl Richter an und im achten Bezirk Raphael Sternfeld statt Heinz Vettermann.
Insgesamt kandidieren auf der Landeswahlliste und den Wahlkreislisten 403 Personen. Knapp mehr als die Hälfte davon, nämlich 202, sind Frauen. Wobei die Geschlechter gleich verteilt sind: Die Landesliste wurde nach dem sogenannten Reißverschluss-
prinzip erstellt.
Jenes Team, das derzeit die Arbeit mache, stehe zur Wahl, erklärte Häupl am Montag bei der Präsentation der Kandidatenliste. Wie die Funktionen künftig verteilt werden, ist offen. Nach der Wahl stehe alles zur Disposition, "auch ich", betonte der Bürgermeister.