Die Vorgänge bei OMV und ÖIAG haben Auswirkungen auf den Universitäts- und Forschungsstandort Österreich.
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Die Vorgänge um die Führungsebenen der OMV und der Staatsholding ÖIAG haben jüngst in Medien und Öffentlichkeit viel Aufsehen erregt. Zu Recht wurde darauf hingewiesen, dass aufgrund dieser Entwicklungen nicht nur die OMV als größtes Industrieunternehmen Österreichs Schaden erleidet, sondern auch der Wirtschaftsstandort als Ganzer beschädigt wird. Dies gilt nicht nur für die Wirtschaft im engeren Sinn, sondern auch in ihrer Verflechtung mit den Universitäten und damit für den Forschungs- und Innovationsstandort Österreich, jedenfalls soweit er mit der Öl-, Gas- und Kunststoffwirtschaft verknüpft ist. In diesem Sektor sind mit der OMV und dem Tochterunternehmen Borealis zwei der vier größten österreichischen Industrieunternehmen tätig, ebenso sind mehrere heimische Universitäten in diesem Sektor in Lehre und Forschung aktiv.
Über die Bereitstellung von Sponsormitteln im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich hat Gerhard Roiss in den Jahren, seit er den Vorstandsvorsitz der OMV innehat, nicht nur neue Finanzierungsmodelle für spezifische Exzellenz-Aktivitäten an mehreren Universitäten gesetzt, sondern auch völlig neuartige Akzente für "Public-Private Partnership"-Modelle geschaffen. Profitiert haben davon besonders die Montanuniversität Leoben, die Johannes Kepler Universität Linz, die Wirtschaftsuniversität Wien und das Vienna Biocenter.
Auch wir im Kunststoffbereich an der Johannes Kepler Universität sind Nutznießer dieser Kooperationen mit OMV und Borealis. Durch Roiss’ Initiative und Unterstützung wurde ab 2006 der Bereich Polymerchemie und Kunststofftechnik kontinuierlich ausgebaut und gestärkt. Mittlerweile existiert an der Johannes Kepler Universität das breiteste akademische Kunststoffprogramm Europas und vermutlich sogar weltweit. Auch ist es dadurch gelungen, die Zahl der Studierenden im Fach Kunststofftechnik für Österreich mehr als zu verdoppeln. Wie wichtig dies ist, kann man daran ermessen, dass die Beschäftigungsdichte in der Kunststoffwirtschaft zum Beispiel in Oberösterreich um einen Faktor 6 über dem EU-Durchschnitt liegt - dies in einem Hightech-Bereich mit besten Zukunftsperspektiven.
Im Hinblick auf die Anzahl von Studierenden in einem Technikbereich noch beeindruckender sind die Wirkungen des OMV-Engagements an der Montanuniversität Leoben, wo heuer das Studienprogramm für Petroleum Engineering neu ausgerichtet wurde. Im Vergleich zum Durchschnitt der fünf Jahre davor löste dies im Herbst 2014 einen sensationellen Zuwachs bei Neu-Inskriptionen um den Faktor 2,6 aus.
Bemerkenswert an diesen universitären Kooperationen von OMV und Borealis ist, dass sie durchwegs langfristig angelegt und auf Internationalität und Exzellenz ausgerichtet sind. Zudem gibt es keinerlei Einschränkungen in Bezug auf universitäre Unabhängigkeit sowie Freiheit von Lehre und Forschung. Damit können diese Kooperationen Modell stehen für weitere Aktivitäten, um österreichische Universitäten in internationalen Rankings künftig wieder besser zu positionieren.
Abschließend sei noch hervorgehoben, dass Roiss als Vorstandsdirektor der OMV die oben skizzierten und für den Universitäts-, Forschungs- und Wirtschaftsstandort Österreich so wichtigen Initiativen persönlich vorangetrieben und begleitet hat beziehungsweise dies nach wie vor tut. Zu wünschen bleibt, dass sich daran auch andere Führungspersönlichkeiten der heimischen Industrie ein Beispiel nehmen.
Reinhold W. Lang war von 1991 bis 2009 Professor im Bereich Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben, hat von 2002 bis 2008 als Geschäftsführer und Wissenschaftlicher Direktor das Polymer Competence Center Leoben auf- und ausgebaut und ist seit 2009 Professor im Bereich Kunststofftechnik an der Johannes Kepler Universität Linz.