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Volle Bruchlandung der Malev

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Laut Airliner Niki Lauda ist ungarische Fluglinie "immer falsch geführt worden".


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Wien/Budapest. Der nationalen ungarischen Fluglinie Malev (2600 Mitarbeiter, 22 Flugzeuge), die seit Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft, wurden die Flügel gestutzt. Nachdem die Lieferanten nur noch gegen Barzahlung lieferten und die Regierung die Airline unter Gläubigerschutz stellen musste, war das Grounding programmiert. Seit Freitag sechs Uhr in der Früh sind die Flieger des Budapester Partners der internationalen Luftfahrtallianz Oneworld stillgelegt. Denn Malev hätte am Freitag eine Versicherungspolizze für Tickets bezahlen sollen, konnte aber nicht.

Laut Branchenplattform "austrianwings.info" sollen 6972 Passagiere - 3726 Personen im Ausland und 3246 in Ungarn - durch die Pleite gestrandet sein. Die Malev, eigentlich Magyar Légiközlekdési Vállalat, flog seit Jahren rote Zahlen ein. Laut Luftfahrtplattform "aereo.de" betrug der Verlust 2010 rund 83,5 Millionen Euro. Nach der Privatisierung, russische Investoren waren erfolglos eingestiegen, übernahm der ungarische Staat 2010 wieder das Steuer und pumpte 92 Millionen in die Problem-Airline. Doch die EU-Kommission verhängte über die Fluglinie mit Heimathafen Budapest-Ferihegy ein Subventionsverbot und ordnete die Rückzahlung von Millionen-Beträgen an. Indes ist der Flughafen Wien von der Malev-Pleite nicht betroffen. Laut Flughafen-Sprecher Peter Kleemann gibt es keine Außenstände, da der ungarische Carrier Wien seit Jahren nicht mehr anfliegt.

Lauda skizziert die Fehler

"Die Malev ist immer falsch geführt worden, war mit verschiedenen Investoren und Managern unterwegs und hat es nie zustande gebracht, profitabel zu fliegen", sagt Niki Lauda, Gründer des Luftfahrunternehmens Niki und Non-Executive Director der Air Berlin. "Wenn ich sie von Anfang an vom Management her durch falsche Hände schicke, dann ist es klar, dass es nie besser wird." Nachsatz: "Es ist also kein Wunder, dass es die Malev nicht mehr gibt oder im ursprünglichen Ausmaß nicht mehr geben wird."

Vom Markt her wird sich laut Lauda nicht viel ändern. Jene frei gewordenen Strecken, die sich rechnen, werden von anderen Airlines wie der Lufthansa übernommen. "Der Rest wird nicht mehr geflogen werden", weiß Lauda.

Der Pilot erklärt aber die Vorteile einer nationalen Fluglinie. "Warum gibt es die Lufthansa, die Swiss und die AUA", sagt Lauda. "Die haben einen Bonus, die Leute fühlen sich bei ihnen irgendwie zu Hause. Wenn die AUA den richtigen Preis im richtigen Produkt zur richtigen Zeit hat, dann fliegen die Österreicher lieber mit ihr, weil rot-weiß-rot hinten draufsteht." Nachsatz: "Wenn sie eines von diesen drei Kriterien nicht erfüllt, dann fliegt man mit der Lufthansa oder mit Niki." Mittlerweile entscheide nur noch das Verhältnis Preis-Zeit-Leistung. "Die Malev hatte nie ein gutes Produkt, kein Ausländer wollte mit der Malev fliegen, weil die für nichts berühmt war", sagt Lauda. "Auch ich wäre mit der Malev nicht freiwillig geflogen." Die Malev betrieb bisher 18 Passagiermaschinen des Typs Boeing 737 und vier Bombardier Q400; vier Bombardier-Flieger und 15 Suchoi Superjets 100 sind bestellt. Ein Neustart der Malev soll laut Budapester Regierung in Betracht gezogen werden, nur gibt es derzeit keinen Investor.