Polens diplomatische Offensive in Bezug auf die EU-Osterweiterung ging auch gestern weiter. Dabei setzte Staatspräsident Aleksander Kwasniewski besondere Hoffnungen in die österreichische Bundesregierung: Diese solle zum Abbau der Ängste innerhalb der Bevölkerung beitragen.
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Manche Zahlen erfüllen Aleksander Kwasniewski mit Sorge. So wies er auch bei seinem Wien-Besuch darauf hin, dass laut Meinungsumfragen die Zustimmung der Österreicher-Innen zu einer Erweiterung der EU um Polen lediglich bei 26 Prozent liege. Bei einem Empfang in der Hofburg appellierte der polnische Staatspräsident Dienstag Abend daher an die Bundesregierung: Sie solle wirksame Maßnahmen setzen, um viele noch skeptische österreichische Bürgerinnen und Bürger von der Erweiterungsidee zu überzeugen.
Er stieß damit nicht auf taube Ohren. Nachdem ihm Bundespräsident Thomas Klestil die volle Unterstützung Österreichs in den Beitrittsbemühungen Polens zugesichert hatte, ließ auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel keinen Zweifel daran aufkommen. Er gab sich überzeugt, dass es auch mit der neuen Regierung in Warschau "sehr gute Zusammenarbeit" geben werde.
Unterstützungserklärungen erhielt Kwasniewski auch von Österreichs VertreterInnen in Brüssel. Die Delegationsleiterin der ÖVP im Europäischen Parlament, Ursula Stenzel, sieht keinen Grund, warum Polen die Beitrittsverhandlungen nicht bis Ende 2002 abschließen sollte - was allerdings vom künftigen Gesprächsverlauf abhänge. "Wenn genügend Flexibilität und Verhandlungsbereitschaft da ist, könnte Polen durchaus an den Europawahlen 2004 bereits als Mitglied der EU teilnehmen", erklärte sie.
Polnisches Jahr 2002
Bis dahin müssten aber noch etliche Klischees auf beiden Seiten zurechtgerückt werden, worauf Klestil ebenso wie Kwasniewski hingewiesen hatte. Einen Beitrag dazu könnte das Polnische Jahr in Österreich leisten, das von April 2002 bis April 2003 mit über hundert Veranstaltungen die kulturelle Vielfalt Polens näher bringen soll. Die Schirmherrschaft beider Präsidenten darüber ist bereits gesichert.