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Viele Psychologen treten für eine Entschleunigung der Welt ein, das sei gut für Seele und Körper. Während für den erwerbstätigen Teil der Bevölkerung dies meist ein frommer Wunsch bleibt, leben viele politisch Beschäftigte dieses lebensverlängernde Konzept. Deren Gesundheit mag dies überaus zuträglich sein, dem Geldbeutel der selbständig und unselbständig Werktätigen dagegen sicher nicht.
Die EU-Politiker realisieren in Zeitlupe die Tiefe der europäischen Krise. Schritt für Schritt will man vorgehen, meinte der deutsche Finanzminister. Für die Wirtschaft sind - in Zeiten wie diesen - Monate bereits eine Ewigkeit. Die heimische Bundesregierung, die sich seit Wochen wegen der Verteilung von Inseraten balgt, wird nun mit den Bundesländern über die Transparenz-Datenbank reden. Das sei ein schöner Teil der Verwaltungsreform, da so überlappende Förderungen verhindert werden können. Als Termin für das Gespräch mit den Landeshauptleuten wird nun Ende Oktober genannt.
Das kann mit Fug und Recht entschleunigte Politik genannt werden. Dafür hat die Regierung die Sozialpartner blitzartig aufgefordert, Vorschläge zur Anhebung des faktischen Pensionsalters zu machen. Gut, dass solche Vorschläge von den Sozialpartnern gleich mehrfach vorliegen. Sie könnten womöglich schon im Frühjahr 2012 gesichtet werden (Achtung, Ironie!).
Dass alle wirtschaftlichen Indikatoren immer schneller nach unten weisen und die beiden größten Handelspartner Österreichs - Deutschland und Italien - stetig an Wachstum verlieren, ist zwar Faktum, aber auch ungesund.
Der nächste Schritt zur Beilegung der europäischen Krise wird in den Oktober wegadministriert. Die Politik setzt voll auf den neuen Trend zur Langsamkeit. Vermutlich wird es heißen, dadurch würden dauerhafte Lösungen möglich.
Blöd nur, dass die Wirtschaft - schneller als die Politik "Reform" sagen kann - beginnen wird, Arbeitsplätze zu kappen. Blöd nur, dass immer mehr Banken nur noch für wenige Monate Finanzierungen am Geldmarkt aufstellen können. Blöd nur, dass hyperaktive Märkte nicht kapieren, was politisch geht und was nicht (das meiste geht nicht).
Die Politik in Europas Hauptstädten hat sich vom rasanten Leben verabschiedet, weil die Bürger ihre Steuern schneller bezahlen, als die Politik spart. Das kann nur ungesund sein . . .