Zum Hauptinhalt springen

Vollkorn-Fast-Food im Vormarsch

Von Claudia Peintner

Wirtschaft
Freshii aus Kanada betreibt weltweit rund 80 Filialen.

2012 drängt mit Dean&David eine weitere Öko-Fast-Food-Kette nach Österreich.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Wild wirbeln Reiskörner, Mandarinen, Pilze und Hühnerfleisch in einem Plastiksackerl durch die Luft. Die junge Mitarbeiterin hinter der Anrichte schüttet einen Schuss warmes Buttermilch-Dressing dazu. Nochmals durchmixen. Nach einer Minute ist die "Warrior Chicken Rice Bowl" fertig. Verpackt in einen weißen Behälter aus Maisstärke verlässt sie mit einem älteren Herrn das kleine Freshii-Lokal in der Wiener Herrengasse.

Der Ableger der kanadischen Öko-Fast-Food-Kette eröffnete im August in feiner Nachbarschaft zu Armani und Sotheby’s. Franchisenehmer ist der Wiener Andreas Kotal. Im Dezember soll der Kiosk auf der Mariahilfer Straße nach einer Renovierung wieder aufmachen. Eine weitere Expansion 2012 ist nicht ausgeschlossen - obwohl die im Vorjahr eröffneten Filialen in der Shopping City Süd und im Donauzentrum vor kurzem zusperren mussten. "Wegen zu hoher Mietkosten", sagt Kotal.

Von der gesunden Fast-Food-Idee will er sich nicht abbringen lassen: Österreich sei in seiner gastronomischen Vielfalt zehn bis fünfzehn Jahre im Rückstand. "Wir setzen deshalb auf schnelles Essen für Gesundheitsbewusste. Unsere Speisen werden nicht in der Mikrowelle aufgewärmt, sondern gegrillt oder blanchiert. Die Zutaten kommen aus der Region", heißt es bei Freshii. Zur Auswahl stehen Salate, Burritos, Wraps, Suppen, Reis-Bowls und Frozen Joghurts. Im Schnitt kosten die Speisen fünf Euro. In der Mittagszeit tummeln sich Mitarbeiter aus den benachbarten Firmen und Regierungsgebäuden, aber auch Studenten, Pensionisten und Touristen im Friteusenduft-freien Lokal.

Marktpotenzial für deutsches Ananas-Curry

Pro Jahr gibt ein österreichischer Haushalt knapp 1900 Euro fürs Auswärtsessen aus. Dies ergab jüngst eine Studie des Marktforschers RegioData. 42,9 Prozent Marktanteil davon entfallen auf Fast-Food-Ketten wie McDonald’s, weitere 21,5 Prozent auf Restaurants in großen Möbel- und Supermärkten. Restaurant-Konzepte wie Schnitzelhaus oder Wienerwald kommen auf 15 Prozent.

"Während bei uns der klassische Fast-Food-Markt relativ gesättigt ist, gibt es noch Potenzial für Lokale, die den Bio- und Frische-Gedanken aufgreifen", betont Marktanalyst Mark Ruhsam.

Das ist wohl auch David Baumgartner, Gründer der deutschen Vollkorn-Fast-Food-Kette Dean&David, zu Ohren gekommen. Der Jungunternehmer möchte 2012 seine erste Filiale in Wien eröffnen. Insgesamt sieht der Mitdreißiger "Potenzial für fünf bis sieben Läden in der Bundeshauptstadt". Salzburg, Graz und Innsbruck sollen folgen. Baumgartner will das Konzept mit lokalen Partnern aufziehen, die Gespräche sind derzeit im Laufen.

In Deutschland betreibt Dean&David seit 2007 mittlerweile 19 Restaurants. Die "kosmopolitische Geschäftsidee", gesundes, schnelles Essen - vom Ananas-Curry bis zum Ziegenkäse-Wrap - hat sich laut Baumgartner im Nachbarland "etabliert".

Im Wiener Freshii-Lokal lassen sich indessen zwei Bauarbeiter einen "Bangkok-Burrito" schmecken. Beim Hineinbeißen tropft Erdnuss-Sauce auf den Behälter aus Maisstärke. "Ich mag es, dass wir die Zutaten selbst zusammenstellen können", sagt der 50-jährige Josef. Beim Verlassen des Lokals bleibt das kleine goldene Glöckchen am Ausgang unbemerkt: "Läuten Sie die Glocke, um uns zu sagen, dass sie mit uns außerordentlich zufrieden waren", steht auf dem Schild darunter.