Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wir leben in schweren Zeiten. Nicht nur moralisch Höherstehende sind in Bedrängnis. Auch den TV-Kritiker umwehen steife Brisen, denen er sich bisweilen durch Flucht ins ausländische Kabelfernsehen
zu entziehen trachtet.
Kabel 1 bringt seit Wochen jeden Montag um 20.15 Uhr eine der legendär-skurrilen Edgar-Wallace-Verfilmungen: "Die toten Augen von London", "Das indische Tuch", "Der Hexer" . . .
Bei der Werbeunterbrechung geht's hurtig zurück nach Österreich: "Thema" bringt einen Beitrag, der beruhigen soll: Haider sei nicht mit Hitler zu vergleichen. In der "ZiB 2" fragt Robert Hochner
Innenminister Ernst Strasser, ob er nicht fürchte, dass die Polizei "zwischen die Fronten" geraten könne. Zwischen die Fronten? Wie im Bürgerkrieg? Mein Gott, mir scheint, der Küniglberg leidet unter
dem Vollmond.
Oder hat er mich erwischt? Jedenfalls wirkt Barbara Retts "Treffpunkt Kultur" ungefähr so spritzig auf mich wie eine drei Wochen alte Ausgabe von Spar-TV. Was da als Kultur verbraten wird, ist eine
Reihe länglicher Veranstaltungshinweise. Sollte Kultur nicht irgend etwas mit Geist zu tun haben? Randy Newman kommt, Nina Hagen macht eine CD, und in Hamburg gibt es eine Gladiatorenausstellung.
Frau Rett fragt Nina Hagen: "Wie leben Sie privat?" Ich gestehe es: Am Montag hatte ich plötzlich Sehnsucht nach Karin Resetarits.