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Die erste Agenturmeldung kam am frühen Nachmittag aus Südamerika: "Dakar 2012 in Mar del Plata gestartet." Vier Stunden später dann die nächste Meldung: "Tragischer Dakar-Beginn - Motorradpilot starb." Diesmal also schon auf der ersten Etappe. Der Argentinier Jorge Martinez Boero ist der Tote Nummer 60, seit die Offroad-Rallye 1979 erstmals ausgetragen wurde. Oder sogar Nummer 61, da gibt es unterschiedliche Zählungen.
Die tödliche Gefahr war natürlich schon immer Teil der Dakar-Rallye, die einst durch Afrika und seit drei Jahren durch Südamerika führt, aber eben nur ein Teil. Die Dakar bestand auch aus stundenlangen Fahrten in der Einöde, dem Navigieren inmitten der Wüste, dem Schlafen im Zelt, dem Einteilen des Essens und dem provisorischen Flicken der Schäden. Die Dakar war ein modernes, motorisiertes Abenteuer. Heute gibt es GPS, Sherpas auf Rädern, fahrende Ersatzteillager und klimatisierte Schlafzelte.
Vom Abenteuer bleibt da nicht viel mehr als die tödliche Gefahr, die in den Dünen lauert.
Die heutige Dakar erinnert damit an das, was vom Abenteuer Mount Everest übrig geblieben ist. Auch das ist kein Kampf Mensch gegen Berg mehr, es ist Massentourismus mit tödlicher Gefahr.
Bei der Rallye Dakar kommt hinzu, dass immer wieder auch Unbeteiligte sterben. Zuschauer, Passanten, manchmal waren es Kinder, irgendwo in einem Dorf in Mali, die nicht gewohnt waren, dass Geländeautos mit Tempo 120 durchs Dorf brettern. Und spätestens dann wird so eine Adrenalinjagd höchst unmoralisch.