Ziel des Unternehmens: Arbeitsplätze schaffen und Armut verringern.
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Lusaka. Stain Chaswa montiert ein Set stabiler Bambusrohre in einer simpel ausgestatteten Werkstatt am Stadtrand von Sambias Hauptstadt Lusaka. Er schneidet sie zu, schmirgelt, poliert, lackiert und bindet und klebt die Enden zusammen. Wieder und wieder misst er Längen und Winkel, um auf Zehntelmillimeter genau zu arbeiten. Es dauert Tage, bis das Produkt fertig ist: ein maßgefertigter, hochqualitativer Bambus-Fahrradrahmen.
Die Bambusräder gehören zu den ersten und einzigen komplett in Sambia hergestellten Produkten, die auf dem internationalen Exportmarkt gehandelt werden. "Außer vielleicht einigen Kunsthandwerken gibt es unseren Wissens nach kein hochwertiges, lokal produziertes Produkt, das weltweit verkauft wird", sagt Dustin McBride, einer der Gründer von Zambikes. Die Firma hat bereits in 20 Länder exportiert - darunter Deutschland, die Schweiz, die USA, Australien und Japan. "Ende dieses Jahres werden wir unser Produkt an Kunden in 60 Ländern liefern", erklärt Paul Mulenga, der internationale Verkaufsleiter von Zambikes.
Das Geheimnis ihres Erfolgs: Zambikes nutzt eine nachhaltige Naturressource, um ein umweltfreundliches und hochwertiges Produkt herzustellen. Die Fahrradrahmen sind robust und dennoch leicht und haben bessere Vibrationsdämpfung als Metall- oder Aluminiumräder, so Mulenga. Jeder Rahmen ist handgefertigt. Daher dauert es gut vier Monate vom Schneiden der Bambusrohre im Norden Sambias zum Transport nach Lusaka bis zur Produktion. Kein Rad sieht genau wie das andere aus.
Maßanfertigungen brauchen Zeit. So produzieren die 30 Angestellten nur 60 Räder pro Monat. Ein Fahrrad kostet 1000 Euro. McBride glaubt, der Preis ist fair. Fahrradliebhaber seien oft bereit, doppelt so viel für einen maßgefertigten Rahmen auszugeben.
Mikrokredite für andere Unternehmen
Hinzu kommt ein Bonus: Zambikes ist eine Firma mit "sozialem Geschäftsmodell", die "einen guten Prozentsatz" ihres Gewinns dem Gemeingut zukommen lässt, so Mulenga: "Wir bauen nicht nur Räder, sondern bessere Leben. Mit jedem Verkauf eines hochwertigen Bambusrads können wir fünf Arbeitsplätze in Sambia schaffen." Nachdem McBride und Zambikes-Mitbegründer Vaughn Spethmann, damals Wirtschaftsstudenten, 2005 das Land zum ersten Mal besuchten, beschlossen sie, ein Unternehmen zu gründen, das Arbeitsplätze schafft und Armut verringert. In Sambia leben fast zwei Drittel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Zwei Jahre später gründeten sie Zambikes mit zwei sambischen Kollegen. Sie entwickelten Bambusräder für den Export.
Gleichzeitig begannen sie, eine Reihe komplett anderer Fahrräder herzustellen: zwei hochbelastbare Stahlräder, speziell für "afrikanisches Terrain". "Zamcart" ist ein stabiles Transportfahrrad mit Anhänger, das bis zu 350 Kilo laden kann. Kleinbauern können damit ihre Ernte einholen. Das zweite Stahlrad ist die "Zambulance" mit einer Art Krankenwagen-Anhänger, in dem Patienten zum Krankenhaus gebracht werden können. Denn im ländlichen Sambia haben Autos oft Schwierigkeiten, die engen, matschigen, von Schlaglöchern übersäten Straßen zu befahren. "Wir haben landesweit mehr als 800 Zambulances verkauft", erklärt Mulenga. Auch das Gesundheitsministerium habe einige erworben.
Zambikes Engagement geht weiter. Wer sein eigenes Unternehmen gründen will, kann sich bei Zambikes um einen Mikrokredit bewerben. Außerdem zahlt die Firma Kindern besonders armer Familien das Schulgeld. "Seitdem ich für Zambikes arbeite, habe ich nicht nur ein Handwerk gelernt. Ich kann es mir zum ersten Mal leisten, meine Kinder zur Schule zu schicken", sagt der 27-jährige Fahrradbauer Chaswa, Vater zweier Mädchen.