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Vom Bauer zum Smart Farmer

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
© fotolia/nito

Die Digitalisierung im Stall und auf dem Acker verändert die Landwirtschaft.


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Wien. Es ist noch gar nicht lange her, da galten Melkroboter als Spinnerei und selbstfahrende Traktoren als High-Tech-Utopie. Heute arbeiten immer mehr Landmaschinen GPS-gestützt und sensorgesteuert, Felder werden von Drohnen überwacht und Ställe von Robotern ausgemistet.

"Zahlreiche Landwirte setzen auch in Österreich neue Technologien ein. Dazu gehören vermehrt Melkroboter und in Ackerbaubetrieben Technologien des Precision Farming", bestätigt Patricia Erler, Sprecherin von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, der "Wiener Zeitung". Sechs Prozent der Ackerbaubetriebe nutzen Precision-Farming-Systeme. Dabei kommen Landmaschinen zum Einsatz, die mit dem Internet verbunden sind. Durch die systematische Überprüfung der Bodenbeschaffenheit können Dünge- und Pflanzenschutzmittel, aber auch Saatgut und Bewässerung punktgenau berechnet werden. Die Landwirte werten die Daten aus und entscheiden dann, welche Düngermenge wo ausgebracht werden soll.

Feldroboter, die säen,pflügen und düngen

Besonders erfolgreich bei der Vernetzung von Agrarproduktion und technologischen Innovationen sind die Forschungseinrichtungen des ecoplus Technopols Wieselburg. Hier wurde unter anderem eine App entwickelt, die Pflanzenschutzmaßnahmen aufzeichnet und Anbau- und Düngepläne erstellt. Intensiv geforscht wird auch an Feldrobotern, die säen, pflügen, düngen und ernten.

Im Vorjahr wurde ein Prototyp entwickelt, der mit elektrischem Antrieb zentimetergenau durch die Pflanzenreihen rollt. "In Österreich ist Precision Farming derzeit vor allem in Betriebskooperationen und Maschinenringen sowie in größeren Betrieben im Einsatz. 13 Prozent der gesamten Ackerfläche wird derzeit mit GPS-gesteuerter Technologie bewirtschaftet", sagt Minister-Sprecherin Erler. In Deutschland ist die Landwirtschaft 4.0 schon weiter - hier nutzen bereits mehr als die Hälfte der Landwirte digitale Lösungen, wie eine repräsentative Befragung unter 521 Landwirten ergeben hat. Jeder zweite deutsche Landwirt nutzt Fütterungsautomaten, die nicht nur für eine optimale Ernährung sorgen sollen, sondern auch den Landwirt alarmieren, wenn bei einzelnen Tieren Probleme auftreten. Mehr als ein Drittel der Bauern setzt bei der Tierhaltung auf Robotertechnik, mit der Ställe gesäubert oder gemolken werden kann.

"Die Digitalisierung deutet einen enormen Fortschritt für die landwirtschaftliche Praxis, den Umweltschutz und das Tierwohl", zeigt sich Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands begeistert. "Die Landwirte erkennen diese Chance und investieren nachhaltig, um diese Entwicklung voranzutreiben." Hat man erst einmal die Finanzierung der Digitalisierung gestemmt, kann man mit einer nachhaltigen Reduzierung der Kosten rechnen. Und: Betriebliche Abläufe können ganzheitlicher betrachtet werden, was die Ökobilanz im Ackerbau und die Haltungsbedingungen bei den Nutztieren verbessern soll.

Mangelnde Internetversorgung als Hemmnis

Gefragt nach den wichtigsten Vorteilen der Landwirtschaft 4.0, nennen die Befragten neben Produktionseffizienz, Zeitersparnis und geringerer Umweltbelastung vor allem die körperliche Entlastung. Während manuelle Arbeit zurückgedrängt wird, wandelt sich der Landwirt immer mehr zum Datenanalytiker. Ein Wandel im Berufsbild, der vor allem die landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen vor neue Herausforderungen stellt.

Insgesamt betrachten zwei Drittel der deutschen Landwirte die Digitalisierung der Branche als Chance, lediglich 13 Prozent sehen sie als Risiko. Befürchtungen gibt es vor allem in puncto Datensicherheit und der Ausweitung staatlicher Kontrollmöglichkeiten. Als größte Hemmnisse für die Digitalisierung gelten die hohen Investitionskosten und mangelnde Internetversorgung.

"Die zentrale Voraussetzung für eine flächendeckende und leistungsfähige Digitalisierung landwirtschaftlicher Betriebe ist der Ausbau der Breitband-Infrastruktur", weiß auch Minister-Sprecherin Erler. "Daher unterstützt das Landwirtschaftsministerium den Breitbandausbau aus Mitteln des Programms für Ländliche Entwicklung."

Und wie wird die Landwirtschaft 2030 aussehen? Die deutschen Bauern erwarten, dass vor allem autonome Feldroboter, Drohnen und fahrerlose Traktoren zum Einsatz kommen werden. Von 400 österreichischen Landwirten können sich 17 Prozent der Betriebe, die derzeit noch keine Precision Farming Systeme einsetzen, eine Investition in diese Richtung vorstellen.