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Ein junger Nigerianer hat ein erfolgreiches Projekt für Straßenkinder gegründet.
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Alles begann mit Frederick. James Okina begegnete dem 13-Jährigen vor gut drei Jahren zufällig auf der Straße. Da war er in seiner Heimatstadt Calabar in Nigeria auf dem Weg zu einem Fußballmatch und selber gerade einmal 15 Jahre alt. Die zwei unterhielten sich. Okina war beeindruckt von der Intelligenz des Buben. Er empfand die Gespräche mit ihm als sehr angenehm und begann, ihn öfters zu besuchen - auf der Straße, wo er lebte. Okina erfuhr, dass Fredericks Mutter ihn vor ein paar Monaten verlassen hatte. Untertags bettelte er und am Abend tanzte er in Bars, um sich vom Trinkgeld etwas zum Essen zu kaufen. Die Geschichte gab Okina zu denken. Was wäre - dachte sich Okina -, wenn Frederick eine Schlafstelle hätte und zur Schule gehen könnte? Dann könnte er wohl eines Tages ein würdevolles und anständiges Leben führen. "Ich hatte das Bedürfnis, das Leben von Straßenkindern zu ändern", sagte er dem amerikanischen Radiosender National Public Radio. Noch dazu, wo es nicht allzu lange her war, dass er selbst sein Leben umgekrempelt hatte, wie er dem britischen Sender BBC verriet. "Ich war mit den falschen Leuten unterwegs", sagte der Mann, dessen Teenagerzeit von Diebstahl und Schule schwänzen geprägt war. Das änderte sich erst, nachdem sein Cousin bei ihm und seinem geschiedenen Vater einzog. Dieser Cousin wurde für Okina zum Vorbild. Er war artig, wissbegierig und half anderen Kindern in Schule und bei ihnen zu Hause in ihren Baracken. Er brachte ihnen Leseunterlagen und lernte mit ihnen. Und so beschloss Okina nach seiner Begegnung mit Frederick, selbst anderen die Hand zu reichen. Er gründete den gemeinnützigen Verein "Street Priests" ("Straßenpriester"). "Menschen suchen nicht jemanden, der ihnen sagt, dass das, was sie machen, falsch ist. Sie suchen jemanden, der sie da rausholt", sagt Okina aus eigener Erfahrung. In der Kirche fand er einen Mann, der das Schulgeld für Frederick und einen Freund von ihm zahlte. Doch das war erst der Anfang. Okina begann, mehr Spendengelder aufzustellen, um noch mehr Straßenkindern helfen zu können. Viele Jugendliche, zumal seine Klassenkollegen, meldeten sich als freiwillige Helfer. Okina, der neben der Schule in einem Kleidergeschäft arbeitete, schaffte es, seinen Chef trotz Sicherheitsbedenken dazu zu überreden, vier Kinder als Reinigungskräfte anzustellen. Heute ist Street Priests eine große NGO, die sich neben ihrer Haupttätigkeit auch für Kinderrechte einsetzt. Für sein Werk wurde Okina mit dem Future Africa Leaders Award ausgezeichnet. Und Frederick? Er geht nach wie vor in die Schule und ist inzwischen auch wieder mit seiner Mutter vereint, die auch das Schulgeld zahlt.