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Vom Erlebnis zum Ergebnis

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Business Theater Wien visualisiert für Unternehmen die großen Themen.


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Proben für den Auftritt: Manager bereiten eine Szene vor.
© Foto: Business Theater Wien

Wien. Das fängt ja gut an: Die Tür zum Saal ist zu, alle paar Minuten steckt jemand den Kopf heraus, um zu informieren, dass es noch dauert. Dann darf man endlich rein, aber es sind keine Sessel da. Und schließlich die Aufführung: Auf der Bühne streiten sich verärgerte Restaurantgäste heftig mit dem Kellner, es funktioniert einfach gar nichts.

Wir befinden uns bei einer Mitarbeiterveranstaltung der etwas anderen Art, inszeniert vom Business Theater Wien unter der Leitung von Wolfgang Kainz. Im oben beschriebenen Fall sollte auf Wunsch des Vorstands des Welser Stempelherstellers Trodat das Thema Prozessentwicklung bildhaft in Szene gesetzt werden. "Wir visualisieren Probleme und zeigen Lösungen auf", sagt der gelernte Schauspieler und Musicaldarsteller Kainz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Weshalb auch die Restaurantszene noch einmal gespielt wurde - und diesmal klappte alles.

Die großen Themen, die Führungskräfte beschäftigen, sind vielfältig: Neben der bereits erwähnten Verbesserung von Prozessen liefern unter anderem auch Fusionen, Produkteinführungen, die Entwicklung von Leitbildern, Firmenjubiläen, aber auch Mobbing und Burnout den Stoff, aus dem Kainz seit mittlerweile 15 Jahren maßgeschneiderte Auftragswerke erstellt. Er arbeitet mit rund 80 bis 100 freien Künstlern - Schauspielern, Tänzern, Musikern, Bühnenbildnern - zusammen. Auf Wunsch werden auch Mitarbeiter und/oder Führungskräfte in die Aufführungen miteinbezogen.

Der Humor kommt nicht zu kurz

Der Humor soll dabei nicht zu kurz kommen. Da rutschen schon mal drei Kollegen in ihrer Rolle als Kindergartenkinder auf Bobbycars über die Bühne und streiten sich darüber, wer das beste und schönste Fahrzeug hat - so geschehen bei einer Veranstaltung der Linzer Voestalpine über die Herausforderungen des Einkaufs. In weiteren Szenen treffen die drei einander später als Erwachsene wieder. Die Gesprächsthemen sind erneut Autos und wie man ein tolles Gefährt zu einem guten Preis bekommt. "Es ging darum zu zeigen, dass man in einer Einkaufsgemeinschaft günstiger einkauft als alleine", erzählt Anita Friedl von der Konzernentwicklung der Voestalpine.

Kreativer Ansatz: Wolfgang Kainz leitet das Business Theater Wien.

Zu den zufriedenen Kunden des Business Theaters zählt auch der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim. Wolfgang Kainz visualisierte für das Unternehmen bereits zahlreiche Themen wie zum Beispiel "Wie gehe ich konstruktiv mit Kritik um?", "Mehr Risikobereitschaft bei Entscheidungen" oder "Persönliche Weiterentwicklung".

Inge Homolka vom Kommunikationsteam des Unternehmens erzählt: "In der ersten Präsentation wird vorgeführt, wie man es nicht machen sollte. Bei der zweiten Aufführung haben die Zuseher die Möglichkeit, die Dialoge durch Zurufe neu zu gestalten." Anschließend diskutiert Kainz mit den Teilnehmern. "Aus meiner Sicht lernt man mit solchen interaktiven Übungen wesentlich mehr für den beruflichen Alltag, als dies bei einem Vortrag möglich wäre", so Homolka.

Wolfgang Kainz, dessen Kundenliste sich wie das Who-is-who der heimischen Wirtschaft liest, musste viel Geduld und Ausdauer an den Tag legen, bevor er mit seiner Geschäftsidee durchstartete. "Ich habe zwei Jahre lang Klinken geputzt", sagt er.

Mit dem ersten großen Auftrag für Stempelhersteller Trodat schaffte er den Durchbruch, und immer mehr Unternehmen sind für seinen kreativen Ansatz, ungezwungen und mit einer Prise Humor an Probleme heranzugehen, offen. Wer sich darauf einlassen will, einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, dem eröffnen sich auch neue Perspektiven, verspricht Kainz.