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Einige Unternehmer mit Migrationshintergrund haben Erfolg. | Bei Ecomigra zeigen sie ihre Produkte. | Wien. Wenn es nur ein Trend ist, dann ist es ein wachsender: Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmern mit und ohne Migrationshintergrund. Mittlerweile wird sie von vielen Seiten gepriesen. Auch bei der heurigen Ecomigra-Messe zeigen wieder Unternehmer aus dem Einwanderer-Milieu ihr Können. Rund 80 Aussteller sind diesmal dabei, doppelt so viele wie im Vorjahr. Organisatoren sind der Österreichische Wirtschaftsverlag und der Verein UETD (Union of European Turkish Democrats).
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In der Wirtschaft würden sich die Interessen von Zuwanderern und Einheimischen treffen, ist UETD-Sprecher Ercan Karaduman überzeugt: "Die Wirtschaft ist der gemeinsame Nenner in Integrationsangelegenheiten. Sie ist die gemeinsame Schnittstelle."
Zur Eröffnung ist auch der umstrittene türkische Botschafter Kadri Ecvet Tezcan eingeladen. Auf seine Österreich-Kritik im Interview mit der "Presse" ging er in seiner Rede nicht ein. Dafür sprach er von der "wunderbaren Brücke" zwischen Österreich und der Türkei und hob die Bedeutung türkisch-österreichischer Unternehmen hervor. Zurzeit gebe es rund 3000 derartige Firmen in Österreich, die zwischen 12.000 und 15.000 Arbeitskräfte beschäftigen, erklärte der Botschafter.
Den größten Stand hat Hasan Vural mit seiner Reinigungsmittelfirma Swan. Der Sohn eines türkischen Gastarbeiters beschäftigt 70 Angestellte und hat 14 Niederlassungen in Europa. "Ich bin stolz darauf, dass ich auch in Tschechien und Ungarn Kunden habe", erzählt er.

Besonders profitiert habe er von den Weiterbildungskursen bei der Wirtschaftskammer. In der fehlenden Bildung sieht Vural auch das Hauptproblem vieler Austro-Türken, die unternehmerisch tätig sind. "Unternehmer müssen mit Konzepten arbeiten", betont er. "Was uns in der türkischen Community am meisten fehlt, sind Ziele und Konzepte. Wir entscheiden immer spontan. Wenn man in eine Branche einsteigt, sollte man zuerst Marktforschung machen. Ich kann nicht auf der Mariahilfer Straße einen Kebab-Stand aufmachen, wenn es dort schon lauter Kebab-Stände gibt."
Leider werde das Weiterbildungsangebot zu wenig genützt. Das sieht auch Edip Bayizitlioglu so, der 1991 die Firma Wedco gegründet hat, die mit Zerspanungswerkzeugen handelt. "Es gibt auch bei den Zuwanderern Zurückhaltung", meint er. Bayizitlioglu ist heute ebenfalls erfolgreich. Er beschäftigt 100 Mitarbeiter, beliefert die gesamte Auto- und Maschinenindustrie. Wie Hasan Vural ist er Kind türkischer Gastarbeiter und kam mit 13 Jahren nach Österreich.
Die "soft skills" stärken
"Die vielen ethnischen Unternehmen sind ein großes Potential für Wien", ergänzt Karaduman. "Unser Anliegen ist es, das Unternehmertum mit Soft-Skills und Managementfähigkeiten aus Bereichen wie Controlling, Buchhaltung oder Business-Intelligence zu stärken. Wir versuchen bewusstseinsbildend zu wirken."
Weiterbildungskurse für Wirtschaft, Deutsch und EDV bietet Eren Kilic mit seinem Institut Bilcom. Probleme migrantischer Jugendlicher kennt er zuhauf. "Viele sind arbeitslos und orientierungslos. Etliche haben die Schule abgebrochen und gehen nur kurz verschiedenen Ausbildungen nach. Sie bräuchten dauerhafte Hilfe." Er versuche ihre Begabungen in Richtung EDV zu unterstützen. "EDV ist eine Chance für diese Jugendliche, aber allgemeine Bildung sollte nicht fehlen."
Viele Probleme seien mehr sozial als kulturell, meint er. "Die erste Generation kam aus bildungsfernen Schichten." Bilcom hat 200 Kunden mit und ohne Migrationshintergrund.
Seit erst drei Jahren gibt es die Firma Mycell, die Handyzubehör an mehr als 500 Handyshops in ganz Österreich liefert. "Ich habe zuerst in der Druckerei gearbeitet", berichtet Besitzer Metin Cevik. "Wir importieren die Ware zu 70 Prozent aus China, der Rest kommt aus Deutschland und England. Am meisten achten unsere Kunden auf Qualität." Auch Ceviks Tochter unterstützt ihn neben ihrem Pharmazie-Studium: "Man muss in diesen Bereich schon interessiert sein, um erfolgreich zu sein", meint sie.
"Die türkische Community ist risikofreudig und fürchtet sich nicht vor Entscheidungen", erklärt Ercan Karaduman. "Der Handel liegt ihr im Blut." Unternehmer entdecken Migranten zunehmend auch als Kunden. Doch Werbung allein genüge hier nicht: "Man muss auch mit den Produkten auf Zuwanderer zugehen. Die Raiffeisen-Bank hat mit der Vergabe von Hochzeitskrediten die Bedürfnisse junger Leute erkannt. Es ist vielen Türken ein Anliegen bei so schönen Momenten wie Hochzeiten dabei zu sein.