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Vom geborstenen Öltank zu Österreichs Feuerwehrchef

Von Karl Ettinger

Politik

Neuer Bundeskommandant Robert Mayer wirbt speziell bei der Wirtschaft um Verständnis.


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Es war langwierig und furchtbar schmutzig": An seinen ersten wirklichen Einsatz als freiwilliger Feuerwehrmann erinnert sich der 52-Jährige aus dem oberösterreichischen Schwanenstadt noch gut. Es war kein Brand. In einem Haus war bei einem Öltank im Keller eine große Menge Öl ausgetreten, die Boden war mehrere Zentimeter dick bedeckt. Seit dem vergangenen Pfingstwochenende steht Robert Mayer als Präsident an der Spitze des Bundesfeuerwehrverbandes mit 350.000 Mitgliedern in ganz Österreich. Am Mittwoch hat er das Büro seines Vorgängers Albert Kern, der diese Funktion immerhin 10 Jahre lang innehatte, übernommen.

Gleichzeitig waren gerade in den vergangenen Tagen freiwillige Feuerwehrmänner zwischen Vorarlberg und dem Burgenland besonders durch Sturmschäden und kleinräumige Überflutungen gefordert. In Mayers Heimatbundesland stürzten Bäume auf die Straße.

In Mittersill im Salzburger Pinzgau sind Einwohner und Feuerwehrleute Kummer durch die Hochwasser führende Salzach zwar schon gewöhnt. Dieses Mal kamen wegen der starken Regenfälle aber Hangrutschungen und Vermurungen dazu, die die Felbertauernstraße, die wichtigste Verbindung nach Osttirol, bis Mittwochmittag blockierten. Während man noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt war, bangten die Einheimischen bereits der nächsten von den Meteorologen für die kommenden Tage vorgesagten Regenfront entgegen.

20 Millionen Euro mehr Geld aus dem Katastrophenfonds

Auch für Mayer, der 1989 durch einen Freund animierte wurde, zur Feuerwehr zu gehen, stellten Überflutungen durch eine Reihe von Bächen in Schwanenstadt im Jahr 2002, in dem auch die Donau Hochwasser führte, die bisher größte Herausforderung dar. Die Bewältigung von Unwetterschäden gehört zu den häufigsten Einsätzen für die freiwilligen Feuerwehren, egal ob Hochwasser, Überflutungen durch kleinere Bäche oder das besonders gefährliche Beseitigen von umgeknickten Bäumen auf Straßen nach Stürmen in Orkanstärke. Einen großen Teil machen inzwischen sogenannte technische Einsätze, darunter das Ausrücken bei Verkehrsunfällen, aus. Insgesamt rund 264.000 Einsätze wurden im vergangenen Jahr österreichweit verzeichnet.

Auf den verheirateten Vater dreier Kinder warten als Präsident des Bundesfeuerwehrverbandes aber noch ganz andere Herausforderungen. Jahrelang gab es die Forderung nach mehr Geld. Nun hat die Bundesregierung von ÖVP und Grünen die Mittel aus dem Katastrophenfonds um 20 Millionen Euro aufgestockt - für Investitionen in neue Fahrzeuge und Ausrüstung. Das Geld soll einen Ersatz für die Mehrwertsteuer darstellen.

Der neue Bundesfeuerwehrchef hält es für seine Hauptaufgabe, die "Rahmenbedingungen" für die freiwillige Feuerwehr generell zu verbessern. Das bedeutet vor allem auch Bewusstseinsbildung bei Unternehmern und Firmenleitungen, Mitarbeitern, die bei der freiwilligen Feuerwehr sind, freizugeben. Der Einsatz müsse 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche möglich sein. "Da brauchen wir die Wirtschaft", betont Mayer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Das gelte auch für den Öffentlichen Dienst. Dass heißt auch, dass ein gewisser Teil des Urlaubs für die notwendige Ausbildung genützt werden könne. Diese ist allein schon wegen des technischen Fortschritts notwendig - bei der Ausrüstung, aber auch durch Veränderungen wie die Ausbreitung der E-Mobilität.

Von Ausbildung biszu Zusammenhalt

Das Bildungsmanagement war schon seit 2011 eine der Aufgaben Mayers. Zugleich schloss er ein Studium in Fire Safety Management an der Donauuniversität Krems ab.

Die Corona-Pandemie ging an der freiwilligen Feuerwehr auch nicht spurlos vorüber. Zumindest in Oberösterreich habe es beim Nachwuchs einen "Durchhänger" gegeben, 2021 war dieser dann aber vorbei. Man habe quer durch Österreich einen sehr guten Zulauf. "Wir müssen aber diese Begeisterung halten können", so Mayer, "wir dürfen uns nicht verlassen, dass es immer so bleibt." Ab dem 8. Lebensjahr kann man Mitglied werden, mit 15, 16 Jahren komme aber meist Konkurrenz durch andere Interessen dazu. Die Aufgabe, um Begeisterung zu erhalten, reiche "von A wie Ausbildung bis Z wie Zusammenhalt".