)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Den Kampf gegen Korruption und Freunderlwirtschaft führen - wieder einmal, ist man versucht hinzuzufügen - sämtliche Parteien lautstark im Munde. Die einen nötigt Schadensbegrenzung, andere Schadenfreude und hoffentlich gibt es auch den einen oder anderen, dem die Sache selbst ein Anliegen ist.
Inmitten der hitzigen und längst überfälligen Debatte über schärfere gesetzliche Anti-Korruptionswaffen wird allerdings oft übersehen, dass die Wurzeln dieses Übels tief in den genetischen Code der Zweiten Republik eingeprägt sind. Der Preis für den innenpolitischen Kalten Frieden nach 1945 war die Aufteilung der Republik, notabene zuvorderst zwischen Rot und Schwarz. Jeder verfügte über sein eigenes kleines Paralleluniversum - politisch, ökonomisch und sozio-kulturell. Man lebte getrennt im gemeinsamen Staat.
In den ersten Jahrzehnten der noch jungen Republik waren ideologisch ungebundene Karrieristen die rare Ausnahme, es dominierte unerschütterliche Lager-Loyalität. Sichtbarster Beweis waren Parteimitgliedschaften, die damals noch an die Millionengrenze heranreichten.
Doch diese Welt war dem Untergang geweiht, die Lager bröckelten. Kein Bürger, nicht einmal in Österreich, ist ewig Diener einer Partei. Was allerdings blieb, war das Machtstreben der Parteien.
Der Niedergang der Machtbastionen - Ministerien und staatsnahe Unternehmen genauso wie ganze Bundesländer - folgte der Erosion der rot-schwarzen Wählerbasis auf den Fuß. Die Stunde der bisher Ausgeschlossenen und Glücksritter war gekommen. Fortan herrschte die Gier nach Geld und Einfluss ohne Notwendigkeit, das eigene Streben auch noch weltanschaulich zu ummänteln.
Im Gegenteil: Die Parteien selbst wurden zum Objekt der Begierde dieser Nehmer. Deren Widerstand war überschaubar, wie die Freiheitlichen in der Ära Haider am erschreckendsten demonstrierten, aber auch ÖVP und SPÖ immer und immer wieder erfahren müssen.
Was man dagegen tun kann? Am einfachsten wäre, die Macht der Parteien auf das radikal Notwendigste zu beschränken. Sie sind - und müssen es sein - Scharnier zwischen Politik und Gesellschaft. Nur reicht der Einfluss der Parteien weit über die Politik hinaus. Um ihn zu kappen, müssten sich die Parteien selbst ihre Gliedmaßen amputieren. Möglich, aber wenig wahrscheinlich.