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Vom Gespött in den Himmel

Von Reinhold Aumaier

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Woran erkennt man heute noch christliche Feiertage in Hörfunk und TV? Na?

Bei ORF 1. . . laut Programm . . . keine Sekunde lang. In ORF 2? An der Vormittags(!)-Oper, am "Frühschoppen", am "Klingenden Österreich"; in erster Linie aber am kleinen, feinen Viertelstündchen namens "Feierabend" - schön eingebettet zwischen zwei "feier(täg)lichen" Werbeblöcken. Am letzten Donnerstag, Christi Himmelfahrt, führte uns das Autorenteam Appel/Klein/Bogensdorfer durch den Gspöttgraben in das Caritasheim Am Himmel. - Wir erfuhren, dass Gspött ein Alt-Wiener-Ausdruck für Hölle ist. Den Himmel auf Erden kann den dort betreuten behinderten Kindern gewiss niemand bereiten - doch praktizierte Nächstenliebe, die zuallererst ein Dienst am Schwächeren sein soll, steht in diesem Refugium an der Tagesordnung. Die Bilder sprachen für sich; ergänzt wurden sie durch g'scheite und berührende Worte des Caritas-Direktors Michael Landau und von Betreuern. "Seitenblicke" der uns zur Abwechslung einmal nahe gehenden Art.

Ohne Bilder, dafür umso plastischer daher kam das Ö1-Feiertagszuckerl um 18.15 Uhr. Hinter dem geschwollenen Titel "Das Exerzitium der Langsamkeit" verbarg sich ein von Wolfgang Schlag gestaltetes Porträt der Weitwanderer Fritzi und Karl Lukan. Ihr 3-Jahreszeiten-Weg, erstmals in Angriff genommen am 1. Mai 1984, führte sie von Wien über die Alpen bis Nizza. 2.500 km per pedes, ein Krankentag, er notiert, sie fotografiert; die Abenteuer unterwegs, der Rückflug, das Sinken in die eigenen Betten und die plötzliche Erkenntnis: "Weißt, auf eines ham ma total vergessen - wir haben ja überhaupt net g'stritten."

Versager gibt's . . .