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"Der Fortschritt ist unglaublich", erzählt Kurt Rigal, Oberarzt in der Augenabteilung im Hanuschkrankenhaus in Wien, der "Wiener Zeitung". Er ist gerade von einer Reise nach Pakistan zurückgekehrt, bei der er die zwei Projekte, die die Christoffel-Blindenmission (CBM) dort derzeit erfolgreich betreut, evaluiert hat und auch als Arzt ausgeholfen hat.
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"Eine Frau, die vor kurzem wegen grauem Star operiert worden war, hat uns stolz erzählt, dass sie jetzt wieder ein Linsengericht zubereiten kann", berichtet der Augenarzt Rigal. Für die Menschen in Pakistan und anderen Entwicklungsländern bedeutet Blindheit den Verlust der Arbeitsmöglichkeit und eine schwere Belastung für die Familie. "Wenn die Großmutter erblindet, muss sich eine Tochter um sie kümmern und so kann das Mädchens, selbst wenn die Eltern es erlauben würden, nicht in die Schule gehen", erläutert Rigal.
Vor zwölf Jahren besuchten pakistanische Ärzte das Hanuschkrankenhaus. "Mit denen habe ich mich angefreundet und so habe ich auch von der Situation in dem Land erfahren", so Rigal. Nach einer Reise in die betroffenen Gebiete habe er sich dann in Östrerreich nach einer Organisation umgesehen, die effiziente Hilfe leisten könnte. "Da bin ich auf die CBM gestoßen." Rigal ist seitdem medizinischer Berater der Hilfsorganisation.
"75 bis 80 Prozent der Bevölkerung lebt am Land und 70 Prozent der Ärzte arbeiten in den Städten", erzählt Rigal der "Wiener Zeitung". Es sei daher wichtig, auch außerhalb der Städte Zentren zu schaffen, in denen zumindest einfache Untersuchungen und Operationen möglich sind. In Battagram hat die Christoffel Blindenmission dieses Ziel erfüllt. In einem Krankenhaus wurde eine kleine Augenklinik eingerichtet, in der Untersuchungen und Operationen gegen den grauen Star durchgeführt werden.
"Das ist eine relativ einfache Operation, bei der die getrübte Linse gegen eine künstliche ersetzt wird", erläutert der Augenarzt. "Grauer Star ist eine der häufisten Augenerkrankungen in Ländern der dritten Welt. 1,5 Prozent der Bevölkerung dieser Länder ist durch grauen Star beidseitig erblindet". In Pakistan, mit einer Bevölkerungszahl von 150 Millionen, ergibt das einen Anteil von über zwei Millionen Menschen.
Die Klinik in Battagram betreut ein Einzugsgebiet von etwa einer Million Menschen. Täglich - sechs Tage in der Woche - werden etwa zehn Operationen gegen grauen Star durchgeführt. Das Personal, das aus einem Arzt und sechs bis acht Gesundheitshelfern besteht, wird vom Staat bezahlt. "Die Kooperation mit der pakistanischen Regierung ist ein großer Fortschritt in einem Land, das weit mehr für Rüstung und Waffen als für die medizinische Versorgung ausgibt", so Rigal.
Heimische Ärzte ausbilden und Bevölkerung aufklären
"Es ist nicht so, dass die Menschen in Pakistan sagen: 'Jö, da ist ein Augenarzt, da gehen wir hin!'", erläutert der Oberarzt. "Zunächst ist es wichtig, die Bevölkerung über die Gefahren der Erkrankungen und die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung aufzuklären." Das Programm in Battagram läuft nun schon seit drei Jahren und Rigal, der zum zweiten Mal dort war, ist vom Fortschritt, der gemacht wurde, begeistert.
Heimische Ärzte wurden geschult und auch die sogenannten Gesundheitshelfer sind aus Pakistan. "Wobei sie viel mehr Befugnisse haben, als etwa eine Krankenschwester in Österreich", betont Rigal. "Mit den einfachsten Mitteln werden dort Operationsergebnisse wie bei uns erzielt."
Das zweite Projekt der CBM ist im Süden des Landes, in der weit weniger dicht besiedelten Provinz Belutschistan. Dort hilft die österreichische Organisation sogenannte "Augen-Camps" zu errichten, die in verschiedene größere Ansiedlungen fahren, um die Menschen in der Umgebung drei bis fünf Tage lang zu betreuen. Dann zieht das Ärzteteam weiter. "Das darf man sich nicht so vorstellen, dass man einfach auf einer Straße von einer Stadt in die andere fährt", erläutert Rigal. "Nur selten gibt es befestigte Straßen und die einzelnen Siedlungen liegen weit auseinander."
Eine gute Zusammenarbeit besteht hier mit oft religiösen Organisationen, die sich früher um Leprakranke gekümmert haben. Mittlerweile war diese Betreuung so erfolgreich, dass die Lepra in Pakistan beinahe verschwunden ist. So kann die Infrastruktur wie etwa Gesundheitshelfer, von den Mitarbeitern des Augencamps übernommen werden.
Die Camps werden zumeist in Schulgebäuden eingerichtet. Dabei muss versucht werden, alles möglichst sauber zu halten. "Die Infektionsrate ist erstaunlich gering", erzählt Rigal. Männer und Frauen werden getrennt behandelt. Da Frauen in Pakistan meist den Männern untergeordnet sind, hat die CBM für die Finanzierung die Bedingung gestellt, dass gleich viel Frauen wie Männer behandelt werden müssen. "Aber während die Männer meist noch selbst zu den Operationen gegen den grauen Star kommen können, müssen die Frauen geführt werden, weil sie bereits völlig erblindet sind. Die Frauen werden also erst gebracht, wenn sie nicht mehr arbeiten können", so der Augenarzt.
Die Patienten müssen nach der Operation eine Nacht im Camp bleiben, dann können sie bereits wieder nach Hause gehen. Am zweiten Tag waren schon 90 Patienten in dem Augencamp, das Rigal besuchte, behandelt worden. Das zeige, dass die Menschen den Ärzten vertrauen und die Möglichkeit der Operation nützen.
Auch hier bestehe eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung, die die Ärzte aus Krankenhäusern freistellt, damit sie ein Augencamp betreuen können. "Natürlich brauchte es zunächst einen Anreiz", erzählt Rigal. Vielen Ärzten sei eine Stelle in der Stadt versprochen worden, wenn sie in der Steinwüste von Belutschistan Dienst getan haben.
Urteil: Das Geld wurde von der CBM gut angelegt
"Alle Projekte der CBM funktionieren nur mit Partnern vor Ort", erläutert Rigal. Für die Blindenmission sei Nachhaltigkeit sehr wichtig. Weiters werden die Projekte evaluiert, wie etwa von Doktor Rigal, und die beteiligten müssen der Blindenmission Berichte über ihre Arbeit liefern. "Das Geld ist gut eingesetzt worden", bestätigt Rigal.
Ein großes Problem seien weiterhin komplizierte Augenkrankheiten. Diese Patienten müssen zu einer Operation in die nächste größere Stadt, da in den Camps keine Anästhesie möglich ist. Doch die Fahrt ist teuer. "Es muss auch immer eine Begleitperson mit, da es in pakistanischen Spitälern keine Verköstigung gibt und auch die Medikamente selbst besorgt werden müssen, denn es gibt keine Sozialversicherung", erläutert der Augenarzt. Die Operationen und Untersuchungen in Kliniken und Camps, die durch die Christoffel-Blindenmission betreut werden, sind gratis.
Nähere Informationen:
http://www.cbm.at
Spendenkonto:
P.S.K. 92.011.650