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Berichte über das Betriebsjubiläum eines Mediums sind meist von überschaubarer Originalität. Doch im Falle des Ereignisses, das im Jänner 1984 stattfand, sind doch einige interessante Schlüsse zu ziehen. Vor 30 Jahren startete in Deutschland mit Sat1 und RTL die Ära des Privatfernsehens. Bevor der geneigte Bildungsbürger nun in Erinnerung an Perlen wie "Dschungelcamp", Krawall-Talkshows, "Big Brother", Scripted Reality oder die Dauerbeleidigungsshow "Deutschland sucht den Superstar" verächtlich ein Schnoferl zieht, sei daran erinnert, dass wir in Österreich über Jahrzehnte das krasse Gegenbeispiel gelebt haben, nämlich wie ein Markt ohne private Konkurrenz aussieht.
Sicher, Sat1 und RTL waren zu Beginn Hinterhof-Schmuddelsender, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht einmal ernst nahm. Aber 20 Jahre später war das Gossenkind RTL plötzlich zum Marktführer gereift - und die Öffentlich-Rechtlichen waren zumindest marktanteilsmäßig eine Randerscheinung.
Und in Österreich? Bekanntlich erhielt das heimische Privatfernsehen erst 2001 - also 17 Jahre nach Deutschland - eine rechtliche Grundlage. So ein Startnachteil ist in der Medienbranche, in der heute Produktzyklen in Monaten bemessen werden, kaum aufzuholen. Und die Bretter, die die Privaten bohren müssen, sind hart und behäbig. Aber die nicht nur dem Konkurrenzdruck geschuldete Schwäche des ORF bietet eine Chance für das Privatfernsehen, doch noch zu einem respektablen Player heranzuwachsen. Bis zum 30. Jubiläum könnte das bei gutem Wind zu schaffen sein.