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Vom Klopapier bis zur Pistengaudi

Von Theresa Gradinger

Politik

Die Schulkostenerhebung 2016 zeichnet ein ernüchterndes Bild von den Extra-Kosten an öffentlichen Schulen.


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Wien. Bis zu 1300 Euro pro Jahr und Kind kostet Eltern der Schulbesuch im Österreich-Durchschnitt. Das zeigt die Schulkostenerhebung 2016 der Arbeiterkammer (AK), für die 1300 Mütter oder Väter mit insgesamt 2100 Kindern in den fünf Bundesländern Wien, Niederösterreich, Burgenland, Salzburg und Tirol ein Jahr lang ihre Schulausgaben aufgezeichnet haben.

Größter Kostenpunkt waren mehrtägige Schulveranstaltungen mit 236 Euro. Den zweiten Platz belegten Schreibwaren und Materialien mit 148 Euro, gefolgt von sonstigen Beiträgen und Selbstbehalten (112 Euro), Bekleidung und Schuhen (94 Euro) sowie Nachhilfe (92 Euro). Aufreger der letzten Wochen war die Miete für Spinde. Nach Protesten der Eltern hat Bildungsministerin Sonja Hammerschmid klargestellt, dass diese Beiträge aus dem Schulbudget zu bezahlen sind. Aber auch Ausgaben für zusätzliche Unterrichtsmaterialien oder Kostenbeiträge für Klopapier sehen Familien als belastend an. Wiener Eltern waren sich zudem einig, dass die Ausgaben stetig steigen.

AK-Präsident Rudolf Kaske betont, dass die Extra-Ausgaben nicht immer gerechtfertigt sind: "Der Wildwuchs sogenannter sonstiger Kosten muss überprüft werden, sonst wird die öffentliche Schule immer stärker in Richtung Privatschule gedrängt."

Im Durchschnitt geben Eltern 855 Euro pro Jahr für den Schulbesuch eines Kindes aus. Im Durchschnitt der fünf an der Erhebung beteiligten Bundesländer betrugen die Gesamtausgaben der Familien in der Volksschule noch durchschnittlich 522 Euro pro Jahr und Kind, in der Oberstufe der Gymnasien bereits rund 1300 Euro. Gerade Eltern mit einem Nettoeinkommen von unter 2000 Euro sind von den Ausgaben stark belastet. Aus jeder Klasse kann ein Kind nicht in die Wunschschule aufsteigen, weil es sich die Eltern nicht leisten können. "Der Erfolg der Kinder darf nicht vom Geldbörsel der Eltern abhängen. Je mehr sie zahlen müssen, desto weniger können Kinder von Wenigverdienern mithalten", sagt Kaske.

Schülerbeihilfe kaum bekannt

Theoretisch gibt es eine Entlastung für sozialbedürftige Familien in Form der Schülerbeihilfe. 38 Prozent der Eltern gaben jedoch an, gar nicht darüber informiert zu sein. 94 Prozent der Eltern haben auch keine andere Art der Unterstützung, etwa durch den Elternverein, in Anspruch genommen. Manche Schüler können aufgrund der finanziellen Situation der Eltern nicht an Skikursen oder Sprachwochen teilnehmen. Für Kaske ist das inakzeptabel, da Kinder damit benachteiligt und von der Klasse ausgeschlossen werden.

Ein weiteres Problem sei die ganztägige Betreuung als hoher Kostenfaktor. Die AK fordert daher ein Aus für die Betreuungskosten während der Anwesenheitspflicht in den Ganztagsschulen (8 bis 16 Uhr), um diese Chance allen Kindern zu bieten. Weitere Forderungen sind ein Schulkostenmonitoring, durch das die Ausgaben der Eltern systematisch beleuchtet und gesenkt werden können, eine Erhöhung der Schulbeihilfe sowie deren Auszahlung bereits ab der neunten (derzeit zehnten) Schulstufe. Außerdem sollen Schulen nach einem Chancen-Index je nach Familienhintergrund der Schüler finanziert werden.