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Vom künftigen Herrscher weiß man fast nichts

Von Chang Jae-soon

Politik

Schon werden Loblieder eingeübt. | Seoul. (ap) Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-il hat nach Berichten aus Südkorea seinen jüngsten Sohn zum Nachfolger designiert. Die Regierung in Pjöngjang habe einen Treueeid auf den vermutlich 26-jährigen Kim Jong-un (Kim Jong-woon) geleistet, erklärte ein südkoreanischer Parlamentsabgeordneter am Dienstag.


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Die Zeitung "Dong-a Ilbo" in Seoul berichtete, die Bevölkerung werde bereits auf ein Loblied auf den neuen "Befehlshaber" eingeschworen. Spekulationen gab es verstärkt seit Sommer vergangenen Jahres, als der 67-jährige Kim Jong-il, der 1994 seinen Vater, den Staatsgründer Kim Il-sung, beerbt hatte, einen Schlaganfall erlitten haben soll.

Kim Jong-il hatte sich wochenlang nicht in der Öffentlichkeit gezeigt. Zuletzt nahm er Mitte April an der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments teil, das ihn erneut zum Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates und damit zum mächtigsten Mann wählte. Dabei wirkte er gealtert und abgemagert. Kurz nach dem Atomwaffentest vom 25. Mai seien hohe Funktionäre über die Designierung von Kim Jong-un unterrichtet worden, berichtete die südkoreanische Zeitung "Hangkook Ilbo" am Dienstag unter Berufung auf Mitglieder des Geheimdienstausschusses in Seoul. "Dong-a Ilbo" brachte einen ähnlichen Bericht und meldete, die Bevölkerung im Norden lerne bereits ein "Loblied" auf Kim Jong-un.

Schüchterner Student

Der 26-Jährige ist der Sohn Kim Jong-ils und der 2004 an Brustkrebs verstorbenen ehemaligen Tänzerin Ko Yong-hi. Er hat nach Medienberichten unter einem Pseudonym bis 1998 die "International School" in Bern besucht. Die Schweizer Wochenzeitung "L´Hebdo" berichtete Anfang des Jahres unter Berufung unter anderem auf ehemalige Mitschüler Kims, dieser habe dort Englisch, Deutsch und Französisch studiert. Der Nordkoreaner sei schüchtern und introvertiert gewesen und habe sich vor allem für Skifahren und Basketball interessiert.

Er sei ein bescheidener Schüler und freundlich gegenüber den Kindern von US-Diplomaten gewesen, erklärte ein ehemaliger Schulleiter. Sonst ist wenig über den jungen Kim bekannt. Er sehe seinem Vater sehr ähnlich und verhalte sich wie der heute 67-Jährige, erklärte ein langjähriger japanischer Koch des Machthabers in Pjöngjang 2003 in seinen Memoiren.

Kim Jong-ils erste Ehefrau Sung Hye-rim, eine frühere Schauspielerin, hielt sich seit 1983 fast ständig in einer psychiatrischen Klinik in Moskau auf, bevor sie sich 1996 in den Westen absetzen konnte. Von ihr hat Kim den ältesten seiner drei Söhne, Jong-nam (38), der sich mehr für die Spielcasinos in Macao und für Disneyland in Tokio als für Staatsgeschäfte zu interessieren schien. Mit der verstorbenen Mutter der beiden jüngeren Söhne, Jong-chol und Jong-un, war der Machthaber nicht offiziell verehelicht. 2006 soll Kim Jong-il eine Musikerin geheiratet haben.

Der nordkoreanische Diktator ist Generalsekretär der kommunistischen Partei der Arbeit und Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission - und damit Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Das Amt des Staatspräsidenten der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik bekleidet er formal nicht. Dieses ist seinem verstorbenem Vater Kim Il-sung als "ewiger Präsident" vorbehalten.