Afghanistan-Krieg 1979 und erster Golfkrieg 1991 waren entscheidende Eckpunkte im Leben Bin Ladens. | Kabul. Osama bin Laden war als Kind schüchtern, ruhig und wird von Jugendfreunden als "fast mädchenhaft" beschrieben. Geboren wurde der Terror-Tate, auf dessen Konto unzählige Anschläge mit tausenden Todesopfer gehen, am 10. März 1957, aufgewachsen ist er als Sohn des saudischen Unternehmers Mohammed bin Laden in einem wohlhabend-großbürgerlichen Milieu.
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Bin Ladens Vater war gläubig, hatte viele Ehefrauen und unzählige Kinder - es sollen zwischen 52 und 57 sein - ein radikaler Islamist war er freilich nicht. Sohn Osama besuchte zunächst eine moderne Schule, in der nach britisch-europäischen Regeln unterrichtet wurde. So war das Tragen einer Schuluniform verpflichtend, viele Lehrer stammten aus Großbritannien und Irland. Bin Laden wird von ehemaligen Klassenkameraden als friedfertig beschrieben, vor allem amerikanische TV-Serien wie Bonanza hätten es ihm angetan gehabt. Er spielte leidenschaftlich gerne Fußball - allerdings nicht gut - und soll Arsenal-Fan gewesen sein.
Während Bin Ladens Halbbrüder ins Ausland gingen und sich zu Kosmopoliten entwickelten, blieb Osama in Saudi-Arabien. Ein inniges Verhältnis zur Religion entwickelte er dort vorerst nicht, vielmehr sorgte er durch einen ausschweifenden Lebensstil für Gesprächsstoff. Als verwöhnter Sohn eines reichen Bauunternehmers besaß er schon früh mehrere Limousinen, einen Chrysler soll der notorische Raser zu Schrott gefahren haben.
Das Jahr 1973 brachte den ersten, gewaltigen Einschnitt in Bin Ladens Leben: Er wandte sich islamistischen Gruppen zu, sein Mentor war ein namentlich nicht bekannter syrischer Sportlehrer, der von Zeitgenossen als Fundamentalist und Charismatiker beschrieben wird. Bin Laden lehnte westliche Kleidung ab, betete nicht fünf, sondern sogar sechs Mal am Tag und fastete jede Woche. Sein Wirtschaftsstudium betrieb er nur mit halber Kraft, half aber in der Baufirma seines Vaters mit.
Den Weg des militanten Islamismus beschritt Bin Laden ab dem Jahr 1979. Nach der Sowjet-Invasion Afghanistans ging der 22-Jährige als Kämpfer nach Pakistan, seine erste Basis richtete in Peshawar ein. Dort erwarb er sich schnell den Ruf eines mutigen Gotteskriegers und schloss sich den radikalsten unter den Fundamentalistenführern an. Allmählich baute Bin Laden ein Netzwerk auf, finanzierte eine Brigade mit mehreren tausend Männern, die größtenteils aus arabischen Ländern stammten. Im Kampf gegen die Sowjet-Invasoren wurde er maßgeblich vom US-Geheimdienst CIA unterstützt. Experten datieren die Gründung der Al-Kaida auf das Jahr 1988, zu diesem Zeitpunkt flossen reichlich US-Gelder an Bin Laden. Nach dem Abzug der Sowjets aus Afghanistan kehrte der 32-Jährige nach Saudi-Arabien zurück und ging mit dem dort herrschenden System auf Konfrontationskurs.
Hass gegen die Saudis
1991 nahm das Leben Bin Ladens eine weitere, folgenschwere Wendung. Damals marschierte die US-Armee auf, um den irakischen Diktator Saddam Hussein aus Kuwait zu vertreiben. Saudi-Arabien stellte sich als Stützpunkt für US-Soldaten zur Verfügung. Zahlreiche Autoren weisen darauf hin, dass das von Bin Laden als unerhörte Demütigung und Schande empfunden wurde. Er brach mit dem saudischen Königshaus und seiner Familie und ging in den Sudan, wo er bis 1996 blieb. Bin Laden trieb dort die Ausbildung seiner Al-Kaida-Kämpfer in paramilitärischen Lagern voran, war aber auch im Straßenbau und als großzügiger Financier tätig. Dann verwies die Regierung in Khartum ihn auf US-Druck des Landes. Bin Laden ging abermals nach Afghanistan, wo er fanatisch gegen die "arrogante Supermacht" USA predigte. Nach der Machtübernahme der Taliban wurde er deren Ehrengast, Bin Laden errichtete dutzende Al-Kaida-Camps. Seine ersten großen Anschläge waren die Bombenattentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, bei denen 1998 insgesamt 224 Menschen starben. 1999 setzte ihn die US-Bundespolizei auf die Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher der Welt. Am 11. September 2001 starben bei den Terroranschlägen in den USA fast 3000 Menschen. Zuletzt machte er in Videobotschaften von sich reden. Nach 2001 hieß es, Bin Laden sei nierenkrank und auf Dialyse-Behandlung angewiesen.