Als internationaler Veranstaltungsort erhielt Wien im begehrten "Rankingspiel" um die vordersten Plätze von der international tätigen UIA (Union of International Associations) den dritten Platz zuerkannt. Die ICCA (International Congress and Convention Association) sieht Wien sogar an erster Stelle. Was dies nun konkret für ein "traditionelles Veranstaltungshaus mit gehobenem Niveau" bedeutet, erörtert Walter Straub, Geschäftsführer der "Wiener Hofburg Kongresszentrum GesmbH" und der "Redoutensäle" im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" anhand der Kennzahlen "seines Hauses."
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Kurz zur Geschichte: Der Gebäudekomplex der Hofburg entstand in Etappen zwischen dem 13. und 20. Jahrhundert. Die Redoutensäle wurden ursprünglich als Opernhaus errichtet und dienten als Veranstaltungsort für "pompöse Barockopern" und Maskenbälle, den so genannten "Redouten".
Im Ansehen der Republik auf gehobenem Niveau
"1958 wurden die Räumlichkeiten für die UNO und die Atomenergiebehörde, als permanente internationale Organisationen, adaptiert und eröffnet. Das Management wurde zehn Jahre später privatisiert. Das Gebäude selbst steht im Besitz der Republik Österreich", erörtert Straub.
Die Betriebsgesellschaft erhielt vom Eigentümer den Auftrag, "das Haus im Ansehen der Republik Österreich auf gehobenem Niveau als Kongress- bzw. Veranstaltungsgebäude nach betriebswirtschaftlichen Kriterien zu führen", erklärt Straub die Unternehmensleitlinie. Nach dem Wiederaufbau der Redoutensäle und der Betriebsübergabe an die Betreiber im Jahre 1998 besteht seit 1999 ein "Mischbetrieb zwischen Regierungskonferenzen und Privatveranstaltungen". Für eine permanente Gebäudenutzung zu 25% sorgt seit bereits 11 Jahren die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Drei Viertel des Umsatzes durch internationale Events
Die aktuellen Geschäfte ergeben laut Direktionsangaben folgendes Bild: 75% des Umsatzes entfallen auf internationale Veranstaltungen - demnach verbleiben 25% für nationale Events. Diese Aufteilung stimmt mit den statistischen Zahlen aus dem Jahre 1999 überein, woraus ein deutlicher Rückgang bei nationalen Veranstaltungen hervorgeht - Details dazu finden sich in der Kongress-Statistik 1999 des Vienna Convention Bureau. Weniger als 5% des Gesamtumsatzes betreffen Regierungsveranstaltungen (ohne Redoutensäle gerechnet).
Betrachtet man die Veranstaltungen im Detail, so erwirtschafteten im vergangenen Jahr 17 Bälle, rund 30 Kongresse, etwa 20 Tagungen, 40 Bankette, 4 Ausstellungen, etwa 15 Regierungsveranstaltungen und 70 Walzerkonzerte von April bis Oktober für Städtetouristen einen Gesamtumsatz von rund 120 Mill. Schilling. Das bedeutet für die Geschäftsführung "ein Rekordergebnis mit einem Plus von 13% gegenüber 1999", so Straub. Die "Cash Cow" dabei seien Tagungen und Kongresse von internationalen Unternehmen und Verbänden mit den "höchsten Durchschnittsrechnungen."
Zur Information: Der Kunde zahlt die so genannten "Hauskosten" (Miete plus Energie, Personal, Technik usw.) - das sind für ein "Bankett" mit rund 250 Personen ungefähr 200.000 Schilling pro Tag. Ein "Kongress" mit rund 1.000 TeilnehmerInnen kommt pro Tag auf ca. 400.000 Schilling. Wer das "Dachfoyer" mieten möchte, zahlt ungefähr 140.000 Schilling pro Tag.
Insbesondere das Marksegment "Firmentagungen inklusive Bankett und Galaabend" gewinnt laut Straub immer mehr an Bedeutung. Betrachtet man die Ergebnisse der "Hofburg und Redoutensäle" im internationalen Vergleich, kommt Straub aus eigener Erfahrung als vormaliger ICCA-Präsident zum Schluss: "Wir sind die einzige Betriebsgesellschaft, die ich kenne, die Gewinn erwirtschaftet". Wer im internationalen Wettstreit mithalten will, der muss laut Straub sicherlich "mit privaten Managementmethoden arbeiten".
Für Wien - als international attraktiver Veranstaltungsort - sieht er sehr wohl ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial: "Obwohl Wien noch immer von Paris und London geschlagen wird, könnten wir stärker im oberen Preissegment mitspielen."
Nächste Folge: Wien aus der Sicht der Hotellerie