Vor drei Jahren war Kurmanbek Bakijew noch ein getreuer Parteigänger des kirgisischen Präsidenten Askar Akajew. Doch als im Mai 2002 sechs Demonstranten von der Polizei erschossen wurden, erklärte er seinen Rücktritt als Ministerpräsident und schloss sich der Opposition an.
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Die Volkserhebung nach der umstrittenen Parlamentswahl hat ihn jetzt weit nach vorn gebracht. Nach seiner Berufung zum Übergangspräsidenten kommt Bakijew in der angespannten Lage nach dem Sturz Akajews eine Schlüsselrolle zu.
Bakijew wurde 1949 in der Region Dschalal-Abad geboren. Dort, im verarmten Süden der ehemaligen Sowjetrepublik, liegt auch der Brennpunkt der Oppositionsbewegung.
Nach seiner Ausbildung zum Elektrotechniker begann Bakijew eine Karriere in der Verwaltung. Er brachte es bis zum Verwaltungschef der Region Dschalal-Abad.
Danach wurde er zum Gouverneur der Nordregion Tschui berufen. Im Dezember 2000 holte ihn Akajew nach Bischkek und ernannte ihn zum Ministerpräsidenten. Als Regierungschef stellte Bakijew den Kampf gegen die Korruption und die Förderung der Demokratie in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Lange galt Akajew als der einzige demokratische Präsident in einer Regie autokratischer Herrscher in Mittelasien.
Nach den blutigen Schüssen vom Mai 2002 soll Akajew darauf bestanden haben, dass Bakijew die Verantwortung für die gewaltsame Auflösung der Demonstration übernehmen sollte.
Doch Bakijew wehrte sich, trat zurück und ging in die Opposition. Im vergangenen Jahr gründete er die Volksbewegung Kirgisien mit dem Ziel, 2005 mit demokratischen Methoden einen Wechsel an der Spitze des Staates herbeizuführen.
Die wachsende Bedeutung Bakijews zeigte nicht zuletzt ein Besuch in Moskau. Mit Blick auf die eigentlich für Herbst geplante Wahl eines Nachfolgers von Präsident Akajew wollte der Kreml Kontakte mit neuen Führungskräften knüpfen. Jetzt soll es schon früher eine Präsidentenwahl geben. "Endlich ist die Freiheit zu uns gekommen", jubelte der 55-Jährige während einer Kundgebung auf dem zentralen Platz von Bischkek.