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Dienstag um 19 Uhr soll Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker in Linz eine Festrede halten - anlässlich der Verleihung des Ludwig-Scharinger-Preises an begabte Studierende. Sein persönlicher Gesundheitszustand wird dabei vermutlich mehr Interesse hervorrufen als jener des Euro. Denn er habe, sagt Österreichs Finanzministerin Maria Fekter, als Chef der Eurogruppe die Beschlüsse zum Euro-Rettungsschirm in Kopenhagen deshalb nicht selbst erklärt, weil er an Nierensteinen laboriere. Daher, so lässt uns die Finanzministerin via "Standard" wissen, sei sie ihm auch nicht gram. Na, Gott sei Dank.
Fekter, die in Internet-Foren mittlerweile "Maria ohne Gnade" genannt wird, hat Österreich einen Mühlstein umgehängt. Diskrete Gespräche zur Euro-Rettung macht sie gerne publik, zur geringen Freude ihrer Kollegen. Im September 2011 erklärte sie umfangreich der staunenden Öffentlichkeit, welche Tipps der eigens dafür angereiste US-Finanzminister Timothy Geithner der EU gegeben hatte. Der ging wohl von Vertraulichkeit aus, aber Fekter erteilte ihm gleich auch öffentlich eine Absage. Dass die EU und die EZB einen schönen Teil seiner Vorschläge mittlerweile praktizieren, sei nur am Rande erwähnt.
Ob die Euro-Finanzminister in Fekters Beisein das offene Wort weiterhin pflegen, sei dahingestellt. Aber eines ist auffällig: Wenn sich die Finanzminister jener EU-Staaten treffen, deren Budgets herzeigbar sind, ist Fekter nicht dabei. Das liegt wohl weniger am Zustand der öffentlichen Haushalte in Österreich als vielmehr am Mitteilungsbedürfnis der Ministerin.
Auf dem internationalen Parkett haben Fekters Äußerungen daher nicht eben zur Reputation der österreichischen Politik beigetragen. FPÖ-Politiker, die Despoten hofieren, mehrten den Ruf des Landes zuletzt auch nicht gerade.
Umso wichtiger wäre es, dass die Regierungsmitglieder im Ausland ordentlich auftreten. Dazu gehört übrigens nicht nur Etikette, sondern durchaus eine eigene Meinung.
Fekters Doppel-Ausrutscher ist auch für die ÖVP schädlich. Deren bürgerliche Stamm-Klientel ist eher peinlich berührt. Wenn Fekter meint, ihre Abstempelung in "blond, blauäugig und aus der Provinz" habe auch geholfen, eine Marke zu werden, mag sie damit recht haben. Die ohnehin ramponierte Marke ÖVP wird dadurch nicht gerade "positiv aufgeladen", so viel ist sicher.