)
Die Energiemärkte funktionieren. Politiker, die versuchen, sie zu steuern, liegen fast immer falsch.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der jüngste Sturz der Ölpreise auf unter 50 US-Dollar pro Barrel führt zur gleichen Lektion wie frühere Schwankungen: Die Energiemärkte funktionieren, Politiker, die versuchen, sie zu steuern, liegen damit fast immer falsch. Ironie ist, dass mitten in dieser Demonstration unerbittlicher Macht von Angebot und Nachfrage der US-Kongress seine Debatte über die Keystone-XL-Ölpipeline beginnt. Auf beiden Seiten geht man davon aus, dass legislative Entscheidungen das Angebot an Rohöl beeinflussen.
40 Jahre Erfahrung lehren etwas anderes.
Der "Ölschock"-Aspekt der Preisschwünge lässt uns vergessen, dass seit den 1970er Jahren der Energiemarkt aufgrund von Angebot und Nachfrage regelmäßig schwankt. Die Produzenten glaubten, sie könnten den Markt über die Opec manipulieren, aber eine der wichtigsten Storys des Vorjahrs ist die vom Tod der Opec als lebensfähiges Kartell. Wie sich zeigt, gibt es zu viele Produzenten, als dass das Festsetzen der Preise funktionieren könnte.
Was ist für den mehr als 50-prozentigen Einbruch der Ölpreise seit Mitte 2014 verantwortlich? Ökonomen sagen, es handelt sich um eine Reaktion auf Kräfte, die sich seit der Erholung des Markts vom letzten Preiskollaps 2008 aufgebaut haben, als die Ölpreise von über 130 US-Dollar pro Barrel auf unter 50 US-Dollar fielen. Punktuell stiegen die Preise 2012 wieder auf fast 120 US-Dollar. Das beschleunigte allerdings einen Schwall neuer Förderungen. Und das, gepaart mit gebremster Nachfrage, machte die hohen Preise unhaltbar.
Der Staat, der die Gegebenheiten des Markts am besten zu verstehen scheint, ist Saudi-Arabien. Nach jahrzehntelangen Versuchen, den Markt durch Einschränken der Produktion kontrollieren zu wollen, erkannten die Saudis, dass sie, gerade weil sie ihr Öl so preisgünstig produzieren, am besten positioniert sind, in einer Welt des Überangebots zu überleben.
Öl wurde in den 1970er Jahren zu einem entscheidenden strategischen Handelsartikel und oft als Waffe gegen die USA verwendet. Aber der jüngste Preiskollaps dürfte den Einfluss der US-Außenpolitik stärken. Russland und Iran, zwei potenzielle Gegner, sind von Ölexporten chronisch abhängig. Fallen die Preise, müssen die beiden, wenn möglich, Produktion und Export steigern, was zum globalen Überangebot beiträgt.
Niemand weiß, wie lange diese Periode dauern wird, aber Ökonomen sagen, dass die niedrigen Preise anhalten, solange die Saudis weiter so aggressiv produzieren. Das liegt daran, dass es so viele geldgierige Produzenten gibt - wie Russland, Iran, Irak, Libyen und Venezuela, ganz zu schweigen von den neuen Schieferölproduzenten in den USA, die täglich eine Million Barrel zur US-Produktion beitragen.
Unterdessen streitet der US-Kongress über die Keystone-Pipeline. Bei den derzeitigen Preisen scheint das relativ hochpreisige kanadische Öl weniger attraktiv, aber wenn der Preis stimmt, wird das Öl auf den Markt kommen - falls nicht per Pipeline, dann eben per Bahn.
Der Kongress wäre gut beraten, sich wie die Saudis nach dem Markt zu richten. Preissignale zu ignorieren, ist eine Garantie für schlechte Energiepolitik.
Übersetzung: Redaktion

)
)
)