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Die Firma iFixit will der Welt das Wegwerfen abgewöhnen und das Reparieren zur Gewohnheit machen.
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iFixit gilt als die größte Reparatur-Gemeinschaft im Netz. Tausende Anleitungen stehen online, eine Million Menschen sind auf der Plattform aktiv. Die US-Firma, die mittlerweile auch eine Niederlassung in Europa hat, will die Wegwerf-Gesellschaft für das Reparieren begeistern. Finanziert wird das Engagement mit dem Verkauf von Werkzeug und Ersatzteilen. Matthias Mayer, Geschäftsführer der iFixit-Niederlassung in Stuttgart, sagt dem Reparieren eine große Zukunft voraus.
Wiener Zeitung: Der kapitalistische Businessplan sieht im Großen und Ganzen vor, dass Dinge hergestellt, benutzt, weggeworfen und anschließend neu gekauft werden. Wie sehr stören sie in diesem Zusammenhang?<br clear="none" />
Matthias Mayer: Es gibt natürlich Hersteller, die so viele neue Sachen verkaufen wollen wie nur möglich. Aber auch die müssen sich Gedanken darüber machen, woher die neuen Kunden kommen sollen. Ein Kunde, der ein haltbares, reparierbares Produkt erwirbt, wird eher wieder auf diese Marke zurückgreifen.
Haben Sie den Eindruck, dass das Reparieren salonfähig wird, dass also immer mehr Menschen die Neigung entwickeln, selbst Hand anzulegen?
Ich glaube das, ja. Es gibt ja mehrere Aspekte. Zunächst einmal die Befriedigung, die man daraus ziehen kann, wenn man eine Stunde investiert, und danach läuft ein Gerät wieder. Das ist auch sehr ansteckend. Wenn jemand einmal etwas erfolgreich repariert hat, möchte er es in der Regel wieder tun. Und erzählt seien Freunden davon. Und manche machen am Ende einen Reparatur-Shop auf.
Zeigen auch die Hersteller Interesse an dem Projekt, etwa an ihrem Repairibility-Index, der den Grad der Reparierbarkeit eines Produktes bemisst? Gibt es Kooperationen mit Firmen?
Ja, wir arbeiten mit mehreren Herstellern zusammen. Uns erreichen auch immer wieder Anfragen hinsichtlich der Reparierbarkeit von Produkten: Firmen bitten uns um Bewertungen. Es gibt in den USA zum Beispiel eine Kooperation mit Patagonia, einem Hersteller von Outdoor-Artikeln. Patagonia hat viele Reparatur-Anleitungen mit uns gemacht. Die Firma wirbt auch mit seinem Engagement für das Reparieren und Wiederverwenden von Kleidungsstücken. Es gibt einige Beispiele von Firmen, die gemeinsam mit uns Reparatur-Anleitungen entwickeln oder selbst welche einstellen.
Kann jeder Mensch reparieren, oder braucht man dafür ein Händchen, ein Talent?
Natürlich braucht man ein wenig Fingerfertigkeit, aber am wichtigsten sind eine ordentliche Anleitung und das richtige Werkzeug. Das Problem bei modernen Geräten ist oft, dass man nicht einmal weiß, wie sie aufzumachen sind. Und dann macht man schnell etwas kaputt, wenn man an der falschen Stelle zu fest drückt. Wenn man aber genau weiß, wie man herangehen soll und mit welchen Tools, dann funktioniert die Reparatur.
Matthias Mayer ist einer der Geschäftsführer des ersten Europa-Stores von iFixit. Die als GmbH geführte Firma hat derzeit 25 Mitarbeiter, der Firmensitz ist in Stuttgart. In der US-Zentrale arbeiten an die 100 Mitarbeiter, dazu kommen noch freie Mitarbeiter.
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