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Wien hatte schon 1882 eine Militärmoschee. | 1979 baute Lugner erstes Minarett in Wien. | Heute dominieren scharfe Worte die Debatte. | Letztendlich waren sich alle einig, was den Bau einer Moschee in Wien betraf. Der Wiener Bürgermeister stellte ein Grundstück zur Verfügung, sogar das Staatsoberhaupt beteiligte sich großzügig an den Baukosten. Das war allerdings vor dem Ersten Weltkrieg. Der Wiener Bürgermeister hieß damals Karl Lueger und stiftete ein Grundstück am Laaerberg. Und die 250.000 Goldkronen spendete niemand Geringerer als Kaiser Franz Joseph persönlich. Er war es auch, der 1912 den Islam als Religionsgemeinschaft offiziell anerkannte - eine Anerkennung, die noch heute gilt. Nur der Erste Weltkrieg verhinderte damals den Bau dieser Moschee. Das Islamgesetz blieb allerdings weiterhin bestehen. 1980 wurde die erste islamische Religionsgemeinde konstituiert.
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Seitdem ist der Ton, wenn es um den Islam im Allgemeinen und den Bau von Moscheen im Besonderen geht, merklich rauer geworden. FPÖ und BZÖ haben eine klare Position, was Moscheen betrifft: Sie sollen mitsamt der Minarette und dem Tragen von Kopftüchern oder der Burka verboten werden. Auch der niederösterreichischen Landeshauptmannes Erwin Pröll (ÖVP), meint, dass Minarette "artfremd" seien, und einer "Kultur nicht gut tun".
Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) pocht indes auf die Religionsfreiheit: "Es steht jeder Religionsgemeinschaft frei, die Gebetshäuser zu errichten, die zur Ausübung der Religion nötig sind", meinte der Kanzler in der Pressestunde am Sonntag. Und es sei ihm lieber, sie täten das in einer offiziellen Moschee als in Hinterhof-Lokalen, die man nicht kontrollieren könne.
Dabei wurde schon 1979 die erste Moschee Österreichs in Wien Floridsdorf errichtet - und zwar von Baumeister Richard Lugner höchstselbst. Der erinnert sich gerne an dieses Vorhaben: "Die Moschee am Hubertusdamm war mein spektakulärstes Bauprojekt in 45 Jahren." Und der Bauherr ließ es nicht an Einsatz mangeln. Die Aufstockung des geplanten 21 Meter hohen Minaretts auf die heutigen 32 Meter bezahlte er aus eigener Tasche - "damit die Proportionen stimmen", so Lugner. Auch was die korrekte und durchaus strittige, Ausrichtung nach Mekka betrifft, scheute der Bauherr keine Mühen. Er kaufte sogar eigens einen Mekkakompaß um die korrekte Lage zu bestimmen. Den Löwenanteil der Kosten übernahm damals Saudi-Arabien. Der Iran zahlte die Steinfassade, Pakistan die Gartengestaltung.
Österreicher waren stolz
Die Gemeinde Wien spendierte 300.000 Schilling für Mosaikfliesen. Die Resonanz war damals rundum positiv: "Die Österreicher waren stolz, es gab keinerlei Proteste", erzählt Lugner. Bei der Eröffnung der Moschee sprach neben Bruno Kreisky und Rudolf Kirchschläger auch Kardinal König, der höchstpersönlich den Grundstein legte. Der Moscheekomplex mit dem grünen Kuppeldach umfasst eine Koranschule, eine Bibliothek und einen Festsaal. Heute ist von Stolz freilich keine Rede mehr. Karl Heinz Grünsteidl, Pressesprecher der FPÖ, meint im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass es das "vorrangige Ziel" der FPÖ wäre, eine "Verfassungsänderung zu erwirken, um den Bau von Minaretten zu unterbinden". Ähnliches hört man vom BZÖ: "Wir werden unbeirrt unsere Anträge nach einem österreichweiten Bauverbot für Moscheen und Minarette sowie für ein allgemeines Verbot der Burka im Nationalrat einbringen", betont BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz. Er ist außerdem der Meinung, dass "Moscheen und Minarette reine Machtsymbole eines radikalen Islamismus" seien.
Der Islam ist eine der größten Religionen der Welt mit derzeit mehr als einer Milliarde Anhängern. In Österreich ist der Islam nach der Römisch-katholischen und der Evangelischen Kirche mit rund 339.000 Angehörigen (laut Volkszählung 2001) die drittgrößte Religionsgemeinschaft.
Der Islam hat allerdings schon eine wesentlich längere Tradition in Österreich. Nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas 1881 dienten auch zahlreiche islamische Rekruten in der Armeen der Monarchie. Deshalb wurden spezielle Vorschriften für die Wahrung der religiösen Bedürfnisse und Gebräuche der bosnischen Wehrpflichtigen erlassen. Bereits 1882 gab es eigene Feldimame für die islamische Militärseelsorge und eine Militärmoschee in Wien.
Kuppeldach und Minarett
Derzeit gibt es in Österreich zwei "richtige" Moscheen, die auch von außen als solche erkennbar sind - in Wien und in Telfs (Tirol). Typisch sind das Kuppeldach und ein Minarett. Insgesamt bestehen aber in Österreich rund 150 Gebetshäuser - rund 50 davon allein in Wien. Der Unterschied besteht in der Intention. Moscheen werden als solche errichtet. Von einem Gebetshaus spricht man, wenn ein bestehendes Gebäude zu diesem Zweck adaptiert wird. In der Alltagssprache der Muslime wird diese Unterscheidung allerdings kaum getroffen. Auch wenn sich Gläubige in einem einfachen Gebetsraum versammeln, sprechen sie normalerweise von ihrer "Moschee".
Baumeister Richard Lugner war übrigens von "seiner" Moschee dermaßen beeindruckt, dass er später in den Steinfußboden eines Profanbaus - der Lugner City - sogar den achteckigen islamischen Stern einarbeiten ließ.
Verbot wäre wohl verfassungswidrigMoscheen und die BauordnungBrennpunkt: IslamDialog mit den ReligionenBildung und Gespräch als Mittel gegen FanatismusPlatter: Brauchen Online-FahndungDie beiden Islamisten bleiben in Haft