![Eine Illustration eines Sanitäters in einer Kriegslandschaft.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/b4d03a9c3c/wz_podcast_arzt_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
War es früher ein Sonderstatus als politischer Botschafter, den Österreich innehatte, hat sich die Rolle nun gewandelt. Zeitgenössische österreichische Literatur stößt in Polen auf wachsendes Interesse - dieses versuchen die Österreich-Bibliotheken zu wecken und zu fördern.
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Ein Ort der Ruhe: Was Bibliotheken generell sein sollten, sind Österreich-Bibliotheken oft ganz besonders. Auf den ersten Blick zumindest. Jemand blättert die aufgelegten Tageszeitungen durch, ein anderer prüft den Buchbestand, die Sessel an den wenigen Tischen sind spärlich besetzt. Die Österreich-Bibliothek in der polnischen Stadt Poznan gehört dennoch zu den Anlaufstellen, die nicht nur für StudentInnen der Germanistik interessant sein können. Sprachkurse werden dort ebenso angeboten wie Theater- oder Filmaufführungen.
Der Sonderstatus, den Österreich noch vor zwanzig Jahren hatte, ist allerdings weg. Immerhin konnte das Land früher als "Tor zum Westen" dienen - ob wörtlich (siehe Artikel oben) oder auf literarischer Ebene. Andreas Stadler, Leiter des Kulturforums Warschau, meint: "Österreich war unverdächtiger." Ein kleines, sympathisches Land, das kaum mit kapitalistisch-reaktionärer Propaganda in Zusammenhang gebracht wurde. So wurde das Kulturforum bereits 1965 eröffnet. In Polen wurde auch die erste Österreich-Bibliothek eingerichtet.
Mittlerweile gibt es dort sechs davon, nur Tschechien hat mehr Österreich-Bibliotheken. Stadler ortet denn auch "großes Interesse an Literatur und generell Kultur aus Österreich". Nachfrage seitens der polnischen Universitätsbibliotheken, die Betreiber der Österreich-Bibliotheken sind, sei ebenso da. So hat die Universitätsbibliothek in Warschau gerne die Buchbestände des Kulturforums - das den Standort Poznan auch mitbetreut - übernommen.
Seit der Eröffnung vor einem Jahr sei auch die Zahl der BesucherInnen gestiegen, erzählt Stadler. "Vorher hatten wir zu wenig Platz und zu wenig Frequenz." An die 20 Personen pro Tag hatten den Weg in die Bibliothek des Kulturforums gefunden. Zum neuen Standort haben es Studierende der Germanistik näher. Diese machen rund 50 Prozent der Besucher-Innen aus. Das Hauptpublikum bleibe "ein universitäres".