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Vorkommen in der Lobau erloschen. | Zerstörung von Lebensraum reduziert die Individuenzahl. | Schutzmaßnahmen sind erforderlich. | Wien. Einst sonnte sie sich an Flussufern der Lobau und galt in Süd- und Ostösterreich als unverwüstlich. Heute ist sie auf der Roten Liste stark gefährdeter Arten zu finden: Die ungiftige Würfelnatter (Natrix tesselata), eine an das Wasserleben angepasste Schlange, die bereits nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland und in der Schweiz als besonders schützenswert gilt.
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Daher wurde sie von der Österreichischen und Deutschen Gesellschaft für Herpetologie sowie der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz zum Reptil des Jahres 2009 erkoren.
"Als Ursache für die starke Gefährdung der Würfelnatter gilt die Zerstörung ihrer Lebensräume", erklärt Hannes Hill vom Naturhistorischen Museum in Wien, während sich die soeben am Kamp gefangene, etwa 80 Zentimeter lange Schlange mit deutlich abgesetztem Kopf und charakteristischer Rückenzeichnung - schwarze Würfel auf olivbraunen Schuppen - um seinen Arm windet.
Der Forscher deutet auf die Flusslandschaft vor ihm, die von dicht bewachsenen Ufern mit sonnigen Hängen, aus denen vereinzelte, große Steine ragen, dominiert wird. "Hier findet die Würfelnatter frische Fische, ihre Lieblingsspeise, Humus für die Ablage der Eier und Felsspalten als Winterquartier", sagt Hill, "durch den Bau von Straßen und Kraftwerken wird das alles zerstört."
Von Menschen gejagt
Auch die Umwandlung dieser Landschaft in ein Freizeitparadies bedeutet für die Schlangen den Verlust des Lebensraumes. "Nach dem Bau der Donauinsel wurden die Würfelnattern in der Lobau immer weniger - jetzt sind sie dort gänzlich verschwunden", weiß Hill.
Einige wenige Plätze in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland beherbergen zwar noch immer die grazilen Wassernattern, allerdings ist die Zahl der gefundenen Tiere an jedem einzelnen Standort stark zurückgegangen.
"Dazu kommt, dass Schlangen generell von Menschen direkt verfolgt werden", fährt Hill fort, "obwohl gerade die Würfelnatter weder bissig noch aggressiv ist." Vielmehr stelle sie sich bei Gefahr tot - um täuschend echt zu wirken, könne sie dabei sogar Blut aus ihrem Mund tropfen lassen. Am häufigsten flüchte sie bei der Annäherung eines Menschen so schnell wie möglich in das nächste Versteck.
Damit die harmlose Würfelnatter nicht für immer verschwindet, wird sie - den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien der Europäischen Union folgend - unter besonderen Schutz gestellt. So sollen ihre noch vorhandenen Lebensräume erhalten und zusätzliche Verstecke oder Spalten für die Überwinterung geschaffen werden.
"Bei Straßen, die parallel zu Ufern verlaufen, sollen spezielle Zäune errichtet werden, über die Reptilien nicht kriechen können", meint Hill - und lässt die Würfelnatter, die sich in seinen Händen bereits eingerollt hatte, behutsam in den nächsten Unterschlupf gleiten.