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Vom Verwaltungsamt zum Informationsmanager

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Mit der "Beamtenburg" von früher will die Statistik Austria (vormals: Statistisches Zentralamt) heute nichts mehr gemein haben. Seit der Ausgliederung aus dem Bundesdienst mit 1. Jänner 2000 verstehen sich Haus und neue Geschäftsführung als "Informationsmanager", die kunden- und - mit Einschränkungen - marktorientiert maßgeschneiderte Dienstleistungen anbieten. Ein Kurs, der maßgeblich von der kaufmännischen Generaldirektorin Gabriela Petrovic mitbestimmt wird.


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Besonders einladend wirkt das Gebäude in der Hinteren Zollamtstrasse im 3. Wiener Gemeindebezirk nicht gerade. Allzu rußig sind die Fassaden des 70er-Jahre-Baus, man fühlt sich ein wenig an alte Parteizentralen osteuropäischer Nachbarstaaten erinnert. Hinter den Fassaden ist aber nichts mehr, wie es einmal war. Mit der Ausgliederung aus dem Bundesdienst und der Neudefinition als selbstständige Bundesanstalt hat die Statistik Austria den Weg zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen eingeschlagen.

Haus und neue Geschäftsführung sehen sich heute als "Informationsmanager" und wollen kundenorientiert und soweit möglich marktorientiert operieren. "Mit unserer Monopolstellung als Dateninhaber können wir natürlich nicht an einem rein marktwirtschaftlich orientierten Unternehmen gemessen werden", erklärt Gabriela Petrovic, kaufmännische Generaldirektorin der Statistik Austria. Laut Gesetz sei man ein Informationssystem des Bundes, das Daten über die wirtschaftlichen, demographischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Gegebenheiten in Österreich den Bundesorganen zur Planung, Entscheidungsvorbereitung und Kontrolle von Maßnahmen sowie der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Öffentlichkeit bereitzustellen habe(§ 22 BstatG). Als Bundesanstalt sei die Statistik Austria auch nicht gewinnorientiert.

Seit dem 1. Jänner 2000 (Anm. gleichzeitiger Antritt der neuen Geschäftsführung) wird das Haus aber immerhin analog einer AG geführt. "Was bedeutet, dass wir ein betriebswirtschaftliches Controlling haben, Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und Jahresbudgets erstellen und auch mittelfristig planen müssen", sagt Petrovic.

Ein Aufsichtsrat, bestehend aus Wirtschaftsprüfern, Ressort- und Arbeitnehmervertretern kontrolliert die wirtschaftliche Gebahrung, ein "Statistikrat" die wissenschaftliche Qualität der Arbeit. "Eine Beamtenburg war die Statistik nie", wehrt sich Petrovic gegen die immer wieder geäußerte Kritik am hohen Personalaufwand und führt auch gleich die in ihrer Zeit in Angriff genommenen Einsparungsmaßnahmen an. Zum einen nehme die Statistik Austria seit 2001 keine Beamten und Vertragsbediensteten mehr auf, sondern nur noch Angestellte. Zum anderen wurde der Mitarbeiterstand seit Ende 1999 bis heute von 1.064 auf 902 Personen reduziert. Und da seien sogar 20 gesondert finanzierte Mitarbeiter inkludiert, so Petrovic. Die Planungen der Geschäftsführung bis 2008 sehen einen weiteren Rückgang der Mitarbeiterzahl auf 770 vor; und das bei unveränderten Aufgaben.

Die staatliche Zuwendung bleibt die "Nabelschnur"

Aufgefordert sind Mitarbeiter und Geschäftsführung heute, über die staatliche Zuwendung hinaus Geld zu verdienen. Sie betrug im Vorjahr 50,4 Mill. Euro und ist laut Petrovic nach wie vor die "Nabelschnur" der Statistik Austria. "Unser Umsatz betrug 2002 aber deutlich mehr, nämlich 57,7 Mill. Euro", verrät Petrovic vorläufige Zahlen. Rund 36 Mill. Euro habe der Personalaufwand betragen. Die Differenz machen Publikationsverkäufe, Sonderauswertungen, EU-Verträge und andere Sonderprojekte aus.

"Wir wollen zunehmend maßgeschneiderte Dienstleistungen anbieten und damit den wachsenden individuellen Bedürfnissen und Anforderungen von Ministerien, Ländern, Unternehmen und Einzelpersonen entgegenkommen", erklärt Petrovic den Zukunftskurs. Alle Informationen, die auf der Website der Statistik Austria zu finden seien, stünden unentgeltlich zur Verfügung. Wolle man sich online News zusenden lassen, so genüge ein einfaches Ansuchen per e-mail. Für komplexere Informationen, die einen größeren Aufwand erfordern - sie können per e-mail oder Fax gesendet werden - müsse man aber extra zahlen. "Das Interesse an solchen Sonderauswertungen steigt stetig", konstatiert Petrovic, "ebenso die Nachfrage nach Sonderprojekten." Nach einer "Gewöhnungsphase" hätten auch die Ministerien eingesehen, dass für statistische Projekte, die über das Kerngeschäft hinausgingen, gezahlt werden müsse. Als größte Kunden nennt Petrovic das BMSG, das Wirtschaftsministerium und das Land-, Forstwirtschafts- und Umweltministerium. Einen größeren Vertrag gebe es auch mit dem Frauen- und Gesundheitsministerium.

Kleiner Wehrmutstropfen für Petrovic ist der noch geringe "Bekanntheitsgrad" der neuen Statistik Austria bei der Wirtschaft. "Bei vielen Unternehmen hat sich unser Dienstleistungscharakter noch nicht herumgesprochen", bedauert Petrovic. So biete die Statistik Austria Unternehmen etwa Hilfestellung bei der Erfüllung ihrer Meldepflicht an. Der "elektronische Fragebogen" werde allen Auskunftspflichtigen zur Verfügung gestellt und garantiere einen effizienten und schnellen Datenfluss bei höchster Datensicherheit, verspricht die Statistik-Direktion "Unternehmen".

An "Standards" werden vor allem "nützliche" Zahlen angeboten, etwa zur nationalen und regionalen Beschäftigung, zum Umsatz von Unternehmen, zum Brutto- und Nettoproduktionswert, zur Aufwandsstruktur, aber auch Erfolgsdaten aus Gewinn - und Verlustrechnung und jährlich erhobene Bilanzdaten.

"Wie hoch der Umsatz eines Konkurrenten ist, dürfen wir natürlich nicht sagen, wohl aber die Benchmarks aggregiert in Branchen", verweist Petrovic auf die vertrauliche Behandlung von Daten. Vor diesem Hintergrund ist auch die Einschränkung bei Standortanalysen zu sehen, die die Statistik Austria ebenfalls anbietet. "Laut gesetzlichem Auftrag dürfen wir bei der Bekanntgabe von Daten nicht ganz klein hinuntergehen, da sich sonst eine einzelne Firma leicht identifizieren ließe", so Petrovic.

http://www.statistik.at