Ausstellung im Naturhistorischen Museum zeigt Objekte zur Entwicklung der universitären Lehre.
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Wien. Glas-Nachbildungen von Quallen und anderen Meerestieren mit ihren oft haarfeinen Tentakeln ziehen die Besucher des Naturhistorischen Museums (NHM) blitzartig in ihren Bann. Die Glasbläser, Künstler und Naturwissenschafter Leopold und Rudolph Blaschka hatten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tausende Glasmodelle von Meerestieren geschaffen, die sich nur schwer konservieren lassen. Mit einigen dieser künstlerisch wertvollen Exponate aus einer der vielen der Allgemeinheit nicht bekannten Sammlungen der Universität Wien wurde damit nun ein Trockenaquarium bestückt - eines der Highlights, das in der ab heute, Mittwoch, zugänglichen Ausstellung "Das Wissen der Dinge" zum 650-jährigen Jubiläum der Universität Wien zu bestaunen ist.
Thema dieser Schau sind die Lehre und Forschung aus dem Bereich der Naturwissenschaften von 1755 bis heute aus dem Blickwinkel von Objekten, wie es Ausstellungskuratorin Claudia Feigl im Rahmen einer Presseführung erklärte. Dabei wird die aktuelle der historischen Forschung gegenübergestellt.
Mehr als 100 Sammlungen
Eine zweiteilige in Blitzblau gehaltene Zeitleiste, bestückt mit Modellen, Lehrbüchern, Wandtafeln, astronomischen Geräten Fotografien, Zeichnungen, Filmen, Datenbanken und einem virtuellen Quantenlabor, führt den Besuchern anschaulich vor Augen, wie Wissen im Laufe der Jahre gewonnen und an die Studenten weitergegeben wurde.
"Ziel des Jubiläumsjahrs ist eine breite Information darüber, was eine Universität ausmacht und welchen Stellenwert akademische Forschung hatte, hat und haben wird", betonte Rektor Heinz Engl in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit NHM-Generaldirektor Christian Köberl. "Angesichts budgetärer Knappheit" sei es wichtig, dies der Öffentlichkeit vor Augen zu führen.
Die Universität Wien besitzt immerhin mehr als 100 Sammlungen, berichtete Feigl. Aus einer dieser stammen ebenso die gezeigten frühen Vogelskelette, die unter anderem auch sichtbar machen, dass der Gebrauch der Objekte im Vordergrund universitärer Arbeit steht. Sie wurden seit dem beginnenden 19. Jahrhundert für anatomische Studien genutzt, dabei oftmals zerlegt und die Einzelteile wieder zusammengefügt. Angefertigt wurden diese bereits 1810 durch Johann Georg Ilg, Ordinarius für Anatomie an der Universität Prag.
Als weiteres Highlight gelten die Blüten- und Pflanzenmodelle von Robert Brendel aus der Zeit um 1870. Sie stellten teilweise zerlegbare Blüten verschiedener Pflanzenarten in starker Vergrößerung dar, um verborgene Pflanzenteile, wie zum Beispiel die Staubblätter des Blauen Eisenhuts, für die Forschenden zugänglich und sichtbar zu machen. Die sehr seltenen, aus gefärbter Gelatine hergestellten, pflanzenanatomischen Modelle geben durch ihr halbtransparentes Material Einblick in die inneren Strukturen der Pflanzen.
Dynamik in der Wissenschaft
Als Symbol für Dynamik in der Wissenschaft steht ein vom Geologieprofessor Leopold Kober in der Zwischenkriegszeit bemalter historischer Globus. Er hatte damals gemäß seiner Kontraktionstheorie - wie sich Gebirge bilden - mit Linien und Flächen darauf die morphotektonische Gliederung der Erdoberfläche illustriert. Erst in den 1960er Jahren war seine Theorie durch die bis heute geltende "Plattentektonik" abgelöst worden.
In der Raummitte sind vier Tische positioniert, die einen direkten Bezug zwischen historischer und aktueller Lehre herstellen. Sie zeigen anhand von Kurzvideos, Präparaten und technischen Gerätschaften wissenschaftliche Methoden, wie sie sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben. Die Themen reichen dabei von Präparation über Mikroskopie bis hin zu Geologischer Geländeforschung.
Das Ende der Schau bildet ein virtuelles Quantenlabor, ein interaktives Bildschirmexperiment, das Einblicke in die Hohe Welt der Quantenphysik verschafft.
Die Ausstellung ist vorerst bis 31. August zu sehen, soll aber bei entsprechendem Erfolg mitunter bis in den Spätherbst verlängert werden, gab NHM-Generaldirektor Köberl bekannt.