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Vom Wohlgefühl in der Heimat

Von Brigitte Pechar

Politik
Für den Besuch in der Halbleiterproduktion in Jennersdorf müssen sich Bundeskanzler Schüssel und Burgenlands ÖVP-Chef Franz Steindl in weiße Kittel hüllen.

Wiener Journalisten auf Wahlkampftour mit der ÖVP. | Bartenstein glaubt an einen Aufwärtstrend für Klasnic. | ÖVP malt Schreckgespenst KPÖ an die Wand der Steirer. |


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# 1. Station Bad Waltersdorf

Eines der Herzeigeobjekte des Steiermark-Tourismus mit 367.000 Nächtigungen im Vorjahr. Der Morgennebel hat sich gelichtet, erste Sonnenstrahlen begleiten die Ankunft von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Landeshauptmann Waltraud Klasnic. Sie ist nicht zum ersten Mal in der Therme: Mindestens einmal alle zwei Wochen entspannt sie dort: "Das gibt Kraft und Schwung."

Den braucht Klasnic auch, denn die Landtagswahl ist für die ÖVP keineswegs ein Durchmarsch wie im Jahr 2000. Und der Bundeskanzler kommt auch gleich auf einen der wunden Punkte des Wahlkampfs zu sprechen: "Ich stehe zu Herberstein. Wir brauchen solche Leitbetriebe - natürlich mit mehr Kontrolle", lobt er: "Die Saat der vielen kleinen Initiativen geht auf." Die Steiermark habe in den Händen von Klasnic eine gute Entwicklung genommen, da dürfe man sich von "Schlammpatzereien " nicht beeindrucken lassen.

Wirtschaftsminister Bartenstein spürt "seit einigen Tagen" einen deutlichen Aufwärtstrend. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" - auf der Fahrt zum nächsten Ziel - nennt er drei Gründe, für die von ihm registrierte Trendwende: Erstens: Die Zuspitzung auf die Landeshauptmannfrage - Klasnic oder SPÖ-Herauforderer LHStv. Franz Voves. Da seien die Herzen und die Sympathie bei Klasnic, meint er. Zweitens: Die Steirer würden die Gefahr eines Kommunisten in der Landesregierung erkennen. Drittens hätten die deutschen Wahlen gezeigt, dass nur klare Mehrheiten Stabilität sichern: "Das spricht für die Erste im Land", ist Bartenstein überzeugt.

2. Station Schokoladenmanufaktur Zotter

Der Bundeskanzler bestreitet nicht, dass die Reiseroute auch nach seinem Geschmack zusammengestellt wurde: "Weil ich ein alter Süßer bin, sind Sie hier her gebracht worden." Die versammelten Honoratioren der Umgebung von Riegersburg werden denn auch mit einer ÖVP-Wahlkampfschokolade mit Kürbiskerncreme von Zotter bedacht. Ihnen ruft Schüssel zu: "Dass schwarze Schokolade besonders schmackhaft ist, brauche ich Ihnen nicht extra zu sagen."

Weiter geht die Fahrt. Dabei fällt dem Kanzler ein, ein Abstecher zu Gsellmanns Weltmaschine in Edelsbach wäre sehr nett. Die Landeshauptfrau macht´s möglich. Ein Telefonat von Klasnic, schon steht die Tür offen.

Beim kleinen Spaziergang zurück zum Bus kommt Klasnic ins Schwärmen über ihre weiß-grüne Mark, die sie - symbolisiert durch ein weißes und grünes Gummiband am Arm - immer bei sich trägt. Für jede Region kann sie ein spezifisches Produkt nennen. Heimat ist ein Begriff, den sie mit Leben erfüllt wissen will. "Das Wohlgefühl in der kleinen Heimat ist das Wichtigste", damit verabschiedet uns die Frau Landeshauptmann is angrenzende Burgenland.

Dass Klasnic es nocheinmal schafft, das Wohlgefühl zu vermitteln, glaubt ihr früherer Wahlkampfleiter Lopatka. Die bisherigen Umfragen geben ihm zwar nicht Recht, aber Zweckoptimismus ist angebracht.

Was kann man in der letzten Woche noch gewinnen? "Alles", lautet die knappe Antwort. Deutschlands Kanzler Gerhard Schröder habe 47 Prozent seiner Wähler erst in den letzten zwei Wochen vor der Wahl überzeugt. Auch die Nationalratswahl 2002 sei erst in den letzten 14 Tagen gewonnen worden. Damals war Lopatka schon Wahlkampfmanager für Schüssel. Wenn er den Landtagswahlkampf seiner steirischen Parteikollegen verfolgt, würde er nicht gerne helfend eingreifen? "Ich war in die Planung nicht eingebunden", meint er nur kurz dazu. Dass der Wahlkampf für die ÖVP suboptimal gelaufen ist, darüber sind sich renommierte Politikberater einig. Lopatka lässt sich auf diese Diskussion nicht ein, er will seinen Kollegen von Wien aus keine Zurufe erteilen.

Allerdings glaubt der Generalsekretär, der aus Hartberg stammt, dass der 15-Prozent-Abstand der ÖVP zur SPÖ vom Jahr 2000 diesmal auch mit einem optimalen Wahlkampf nicht haltbar gewesen wäre.

Die letzte Woche vor der Wahl spielt die ÖVP jedenfalls die rot-rote Karte. Ein Kommunist (Ernest Kaltenegger) in der Regierung - 4 SPÖ : 4 ÖVP : 1 KPÖ - müsse verhindert werden. Er, Lopatka, hoffe daher auf 5 : 4 - natürlich für die ÖVP.

3. Station Technologiezentrum Jennersdorf

Dort sind Unternehmen im zukunftsträchtigen Bereich der Optoelektronik/LED-Technologien angesiedelt. Burgenlands ÖVP-Obmann LHStv. Franz Steindl freut sich über die Wahlkampfhilfe aus Wien: "Bundespoilitiker sind bei uns immer willkommen." Aber, es sei ein burgenländischer Wahlkampf und der gehe um die Bank Burgenland. Dieser Skandal zeichne "ein Sittenbild der SPÖ", versucht Steindl zu punkten.

Weil nun aber einmal der steirische Wahlkampf österreichweit spannender ist, wird die Burgenland-Tour damit beendet. Der Kanzler nimmt es gelassen: "Ich hoffe, ihr habt gute Eindrücke gesammelt. Wir bitten um eine gute Nachred´", entlässt er die schreibende Zunft nach Wien.