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Die Ö1-Sendung "Im Gespräch" donnerstagabends um 21.01 Uhr zählt zu meinen erklärten Lieblingen, weil sie sich eine ganze Stunde Zeit nimmt für ein ausführliches Gespräch mit einer zumeist
interessanten Person, und weil sie mir so Zeit lässt, um entspannt und erst dadurch wirklich aufmerksam zuhören zu können. Am vergangenen Donnerstag war Hannes Androsch Gesprächspartner Peter
Huemers. Aus der großen Themenfülle möchte ich hier zwei mir besonders bedenkenswerte Gedanken erwähnen. Macht, sagte Androsch, auf deren Verlockung angesprochen, sei wie die Schaufel zum Umgraben
für den Gärtner · eine Hilfe, nicht Selbstzweck; und sie habe zeitlich begrenzt, legitimiert und kontrolliert zu sein. Die meisten Spitzenpolitiker heute hätten nicht nur keine Macht, sondern auch
Angst, sie einzusetzen.
Und zur aktuellen politischen Situation: Eine der Tragödien der Ersten Republik sei der Bürgerblock gewesen, der zuerst in den Austrofaschismus und dann in den Nationalsozialismus geführt habe. Aus
dieser Erfahrung heraus sei es eine der Errungenschaften der Zweiten Republik gewesen, einen Bürgerblock bisher verhindert zu haben. Jetzt aber hätten wir, bei aller gebotenen Vorsicht (mit dem
Vergleich und der Formulierung), wieder einen Bürgerblock · eine Bürgerblock-Regierung. Da kann man, weit über das aktuelle Gespräch und die konkrete Sendung hinaus, ins Grübeln geraten. Und sich gar
erinnern an Aussagen über die missgeborene Zweite und höchste Zeit für eine Dritte Republik . . .