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Das größte Abenteuer oder tödlicher Irrsinn, bei dem Menschen sich bewusst unnötigem Risiko aussetzen, dabei kulturelle Gebräuche missachten und nebenbei noch die Umwelt belasten? Die Debatte ist so alt wie die Rallye Dakar selbst, die Todesliste lang und makabrer Teil des Mythos. Schließlich ist auch der Gründer Thierry Sabine im Rahmen des Rennens im Jahr 1986 bei einem Helikopterabsturz ums Leben gekommen; insgesamt gab es bei den 35 bisherigen Auflagen mehr als 60 Opfer, darunter fast 30Teilnehmer, aber auch Begleiter, Zuschauer und Kinder, zu beklagen. Mitte der Nullerjahre habe man daher auch beim Erfolgsteam KTM "echt überlegt, ob wir es sein lassen", sagt Heinz Kinigadner. Man tat es nicht - weil man den Einfluss geltend machen wollte, um die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern. Natürlich hat sich diesbezüglich viel getan in den vergangenen Jahren: Die Routen wurden geändert, Geschwindigkeit und Tankfassungsvermögen gedrosselt, eine ständige GPS-Überwachung ist heute selbstverständlich, die Vorbereitung vor allem bei den Werksteams immer professioneller.
Doch dafür, dass das alles auch den erfahrensten Piloten keine hundertprozentige Sicherheit gibt, ist der zweifache Motorradsieger Fabrizio Meoni, der 2005 zu Tode stürzte, der leider nicht mehr lebende Beweis. Und dass die Rallye seither so viel sicherer geworden ist, ist ebenfalls eine Mär: Alleine in den sechs Auflagen in Südamerika kamen vier Teilnehmer, ein Helfer, drei Zuschauer, zwei Unbeteiligte und eine Journalistin ums Leben. Die Bemühungen mögen noch so sehr verstärkt werden - ein unkalkulierbares Restrisiko bleibt. Und genau das macht für viele den Reiz aus. Man kann das gut finden oder mit dem französischen Chansonnier Renaud halten, der von "500 Vollidioten an der Startlinie" sang. Bewusst sollte man sich dessen aber in jedem Fall sein - als Zuschauer ebenso wie als Fahrer.