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Von Antikörper-Tests bis Bio-Hacking

Von Monika Jonasch

Wirtschaft
Antikörper-Test in der Apotheke: Ein Blutstropfen reicht. Das Geschäftsmodell hat Zukunft, glaubt man Virinnox.
© Virinnox / Philipp Hutter

Nach Antigen-Schnelltests und PCR-Gurgeltests kommen nun die Antikörper-Schnelltests. Das österreichische Unternehmen Virinnox bietet diese in Apotheken an, hat aber noch größere Pläne.


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Ist man noch ausreichend gegen das Coronavirus geschützt oder braucht man eine dritte Impfung? Hat womöglich eine Infektion ohne eigenes Wissen stattgefunden? Wie hoch ist der Anteil an Genesenen in der Bevölkerung und wie lange nach einer Infektion ist man geschützt?

Antikörper-Tests versprechen interessante Erkenntnisse. Daher forderte der Österreichische Hausärzteverband am Dienstag kostenlose Antikörper-Tests für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene. Gesundheitsministerium und Ärztekammer sprachen sich dagegen aus, mit dem Argument, die Tests seien nicht aussagekräftig genug. Eine entsprechende Studie werde allerdings vorbereitet, berichtete der "Standard".

Virologin Dorothee von Laer wünscht sich jedenfalls eine bundesweite, repräsentative Antikörper-Studie. Aussagekräftige Antikörperwerte könnten dann gar Einzug in den "Grünen Pass" halten, überlegte sie unlängst.

Schnelle Antikörper-Tests aus der Apotheke

Noch werden Antikörper-Tests hauptsächlich in Laboren durchgeführt und ausgewertet. Erste Schnelltest-Versionen sind jedoch bereits am Markt, etwa vom österreichischen Unternehmen Virinnox. Gegründet 2020, mit Sitz in Wien-Meidling hat man dort schon mit Covid19-Antigen-Schnelltests Erfahrungen gesammelt und diese als Service für Unternehmen angeboten, etwa bei Magna in Graz.

Nun konzentriert sich das inhabergeführte Joint-Venture auf Antikörper-Schnelltests. "Zum jetzigen Zeitpunkt bieten um die 90 Apotheken österreichweit unsere Antikörper-Schnelltests an. Ziel ist es, mit Ende 2021 150 Apotheken mit dem System auszustatten und so rund zehn Prozent der Apothekendistribution zu versorgen", erläutert Virinnox-Geschäftsführer Christian Preiml im WZ-Interview. Vision des Unternehmens sei es, Menschen einen niederschwelligen Zugang zu leistbaren Schnell- und Labortests zu geben. Tatsächlich klingt die etwa 30 Euro teure Anwendung einfach: Online wählt man Apotheke und Termin aus, dann wird in der Apotheke ein Tropfen Blut aus der Fingerkuppe entnommen und analysiert. Das dauert rund 15 Minuten. Das Ergebnis kommt dann per SMS oder E-Mail.

Die Apotheken-Test weisen neutralisierende Antikörper nach und liefern so Aufschluss über eine erfolgte Corona-Erkrankung. Noch ersetzen sie weder Labortest noch medizinische Untersuchungen, punkten aber mit Schnelligkeit und dadurch, dass sie von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden, so Preiml. Bezogen auf die Genauigkeit bewege man sich dabei zwischen plus/minus zwei bis fünf Prozent Schwankungsbreite, erläutert er und meint: "Das Ergebnis gilt nicht als Befund und (derzeit noch) nicht als Nachweis im Sinne der 3G-Regeln. Hier ist aber die Apothekerkammer bereits in Gesprächen mit der Bundesregierung, damit die Schnelltests mit Labortests gleichgesetzt werden."

Auch die Frage, ob eine dritte Impfung notwendig ist, müsse nach wie vor mit dem Arzt abgeklärt werden.

Selbsttest-Software als Geschäftsmodell

Virinnox verdient übrigens nicht an den Tests, sondern an der Nutzungsgebühr der selbstentwickelten Terminmanagement-Software inklusive Zertifikatsübermittlung, erklärt Preiml und kündigt an: "Es wird zukünftig eine eigene Plattform geben, mit Accounts, abgesichert über die Blockchain-Technologie." Damit solle sichergestellt sein, dass jede Person die eigenen Daten auch wirklich besitzt, unterstreicht er.

Das Geschäft läuft offenbar gut, denn der Virinnox-Chef führt aus: "Durch sehr sorgsames Kostenmanagement werden wir für das Geschäftsjahr 2021 ausgeglichen bilanzieren." Das ist wohl auch insofern wichtig, als bereits weitere Investitionsschritte und Entwicklungen geplant sind.

So sind die Antikörper-Schnelltests derzeit zwar das erfolgreichste Produkt von Virinnox, könnten aber bald von Vitamin-D-Schnelltests abgelöst werden. - "Weil wir aufzeigen wollen, dass wir hier chronisch unterversorgt sind und mit einfachen Maßnahmen die gesellschaftliche Gesundheit stärken können," so Preiml. Tests für Vitamin B12, Folsäure, Eisen und Langzeitzucker sollen das "Test-Universum" von Virinnox noch erweitern.

Ein "Test-Universum"für Bio-Hacking

Für die längerfristige Zukunft hat man bei Virinnox dann noch größere Ideen: Eine digitale Plattform für Bio-Hacking ist geplant, erläutert Preiml. "Dieses Thema ist in Asien und den USA bereits riesig und schwappt langsam nach Europa über." Da will Virinnox "der Enabler des Vertrauens für den deutschsprachigen Raum werden", gibt er zu. Dies erfordere allerdings den nächsten großen Investitionsschritt im kommenden Geschäftsjahr, so Christian Preiml.