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Von Dampfplauderern und Spaltern

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Ihr Auftritt, bitte! Wer in der Auslage steht, wird besonders kritisch beurteilt.
© sharpshutter22/fotolia

Tatjana Lackners Gedanken zur Kommunikationsgesellschaft.


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Wien. Moderator Matthias Euba hat seine Hausaufgaben gemacht. Er begrüßt das Publikum mit den Worten "Meine sehr verehrten Damen und Herren, schön, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind" - um jedoch gleich darauf zuzugeben, dass diese Floskel ziemlich abgedroschen und außerdem grammatikalisch unsinnig ist. Dafür gibt es wohlwollende Zustimmung von Kommunikationsexpertin Tatjana Lackner, die an diesem Abend ihr neues Buch vorstellt.

Die Autorin und Sprechtrainerin, 1970 in München geboren und ehemalige Sprecherin beim ORF, weiß nach mehr als 66.000 Einzeltrainings in ihrer 1995 gegründeten "Schule des Sprechens" in Wien, wie man Menschen redefit macht - und das ist gar nicht so leicht in der heutigen "Kommunikationsgesellschaft", um die sich Lackners bereits viertes Buch, erschienen im Verlag Austrian Standards Plus, dreht.

"Skills lernen, um schnell zum Punkt zu kommen"

"Wir tauschen uns heute permanent aus: via E-Mail, via Telefon, via Skype. Wir kommen alle aus einer Gesprächssituation, gehen in eine, bereiten eine vor. Daher ist es umso wichtiger, ,skills‘ zu haben, um schnell zum Punkt zu kommen und zu überzeugen", sagt Lackner. So finden sich in ihrem Buch im Anschluss an 41 kurz gehaltene Kapitel zu den verschiedenen Facetten der Kommunikation neue Argumentationsarten anhand exemplarischer Beispiele von A bis Z.

Was einen manchmal ausbremst, sind Totschlagargumente und Killerphrasen von bestimmten Menschen. Lackner bezeichnet sie je nach ihren Eigenarten als Ignoranzler, Spalter, Dampfplauderer, G’schnappige oder Verharmloser. Wer die "Killerkönige" erkennen und entlarven kann, kann besser mit ihnen umgehen. Lackners Tipp: "Lernen Sie Menschen lesen!"

Sie selbst analysiert und kommentiert immer wieder für Radio und Fernsehen die Kommunikationsstrategien von Politikern, zuletzt etwa die Budgetrede von Finanzminister Michael Spindelegger. Das Buch ist aber nicht nur für Menschen gedacht, die viel in der Öffentlichkeit reden und andere überzeugen müssen, sondern auch für diejenigen, die Interesse an Sprache und Persönlichkeitsentwicklung haben.

Tipps und Übungen

Karriereorientierte Menschen, die an ihrer Außenwirkung arbeiten wollen, finden in Tatjana Lackners neuem Buch jede Menge Tipps und Anregungen. Hier ein kleiner Auszug:

Rhetoriktechniken üben.
Warum hören wir dem einen Menschen zu und langweilen uns bei der Rede des anderen zu Tode? Das Geheimnis liegt in der rhetorischen Technik. "Locken ist besser als werben", sagt Lackner und verrät uns die "Lockrufe des guten Redners". So erwecken etwa Paradoxe Intervention, Gemeinsame-Nenner-Strategie oder Verblüffungstechnik die Aufmerksamkeit der Zuhörer.

  • Wortschatz erweitern: Gute Rhetoriker haben einen großen Wortschatz. Ein Tipp, wie man ihn erweitern kann: Synonyme und Antonyme - gegensätzliche Bedeutungen - finden und die "Temperatur" von Begriffen ausloten. Denn wie beim Wetter haben auch Worte und ihre Synonyme eine Wärmeskalierung. So hat etwa das Wort "gelogen" mehr "Temperatur" als "einseitig beleuchtet".

  • Killerphrasen kontern: Von der Schule über das Elternhaus bis hin zum eigenen Familien- und Berufsalltag: Wir sollten immer in der Lage sein, uns gelungen zu verteidigen, findet Kommunikationsstrategin Lackner. Wenn also wieder eine Killerphrase kommt: Kontern! Das kann man üben. Einige gute Beispiele finden sich in Lackners Buch.

  • Zuhören: Wer sich vor heiklen Verhandlungen oder schwierigen Gesprächen selbst auf dem Handy aufnimmt und beim Sprechen zuhört, kann leicht feststellen, woran es noch hapert. Oder: Im Auto Selbstgespräche mit einem imaginären Gegenüber führen.

Literatur
Die Kommunikationsgesellschaft. Lackners Labor, Austrian Standards Plus Publishing, ISBN 978-3-85402-300-5