Dass Huftiere auf Wanderschaft gehen, ist über Generationen hinweg anerzogen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Laramie/Wien. Viele Tiere gehen auf Wanderschaft, um etwa besonders nährstoffreiche Futterplätze, Wasserstellen oder geeignete Brutplätze zu finden. Während bei Vögeln, Fischen und Insekten diese Migrationsbewegungen genetisch gesteuert sind, werden Huftiere dazu praktisch ausgebildet. Dieses kulturelle Wissen wird nämlich von Generation zu Generation weitergegeben, fanden Forscher der University of Wyoming heraus und berichten darüber im Fachblatt "Science".
Neue Lebensräume erkunden
Die Studienautoren griffen auf Daten zurück, die aus einem Experiment stammen, das während der letzten 60 Jahre in Westamerikas stattgefunden hat. Als vermehrte Jagd und Krankheiten die dortigen Dickhornschafe in ihrer Zahl drastisch minimierten, wollten engagierte Wildtierschützer und Jäger wieder neue Herden ansiedeln. Doch die Migration der Tiere geriet ins Stocken - mit einigen Ausnahmen gingen nur die schon lange dort beheimateten Schafe auf Wanderschaft. GPS-Daten verdeutlichten den Unterschied. Weniger als neun Prozent der Zugereisten schlossen sich den Bewegungen an, bei den Ansässigen waren es 65 bis 100 Prozent der Tiere. Die neuen Herden mussten sich erst an die neuen Lebensräume gewöhnen.
Den Forschern zufolge dauert es rund 40 Jahre, bis sich die Mitglieder einer Dickhornschafherde zumindest zu 80 Prozent der Wanderschaft anschließen. Bei Elchen, die auch mit GPS-Sendern versehen worden waren, seien es rund 90 Jahre. Die Huftiere sammeln ihr Wissen über die bewohnte Landschaft demnach erst über die Zeit. Und sie sind von einer Überlieferung durch ihre Verwandten abhängig.