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Von der Bank zum Autohändler

Von Karl Leban und Clemens Neuhold

Wirtschaft

Hypo wirft alles auf den Markt, was halbwegs vernünftig verwertbar ist.


Wien. Seit gut vier Jahren hat die Republik die Hypo Alpe Adria am Hals. Assets zu verkaufen - und das nach Möglichkeit zu vernünftigen Preisen - gehört seither zum Tagesgeschäft der staatlichen Krisenbank. Eine Herkulesaufgabe, die oft an ihre Grenzen stößt.

Nichtsdestotrotz ist Abbau das Kernthema bei dem schwer maroden Institut. Alles, was sich halbwegs gut verwerten lässt, wird deshalb auf den Markt geworfen.

Die Verkaufserlöse - 2012 etwa lagen sie bei ungefähr einer Milliarde Euro - fließen in die Bedienung von Schulden. Mit Blick auf die gigantische Höhe der Verbindlichkeiten sind diese Einnahmen allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Vorgabe des Verkaufens im großen Stil bezieht sich nicht nur auf die operativen Teile der Hypo - sondern auch auf eine Vielzahl von Liegenschaften und mobilen Gütern wie Autos, Motorbooten, Baumaschinen oder gar Kleinflugzeugen, die von der Bank nach dem Ausfall von Krediten oder Leasingforderungen als Sicherheiten eingezogen wurden.

Die eingezogenen Sicherheiten machen freilich nur einen kleinen Teil der Hypo-Bilanzsumme aus. Ihren Wert beziffert das Kärntner Geldinstitut auf 1,7 Milliarden Euro. "Davon entfällt der Löwenanteil mit 96 Prozent auf Immobilen, der Rest auf Mobilien", sagt Hypo-Sprecher Nikola Donig zur "Wiener Zeitung".

Für die Verwertung der Immobilien ist bei der Hypo eine eigene, in Wien ansässige Tochtergesellschaft, die Probus Real Estate, zuständig. Sie managt die jeweiligen Verkaufsprozesse. Dabei geht es nicht nur um einzelne Wohnungen, Einfamilienhäuser oder unbebaute Grundstücke, sondern auch um Ferienanlagen und große Hotels wie zum Beispiel das Lav im kroatischen Zadar.

Beim Verkauf von Mobilien bedient sich die Bank indes neben Auktionen und Messen auch eines eigenen Marktplatzes im Internet, der "Alpe Adria Asset Platform".

"Öffnen Sie unsere Plattform und lassen Sie sich von einem unserer Experten beraten, wir sind jederzeit gerne für Sie da! Vergessen Sie nicht: Ihr gewünschter Kauf ist vielleicht nur einen Klick entfernt", heißt es dort in einladenden Worten. Firmen sollen dabei ebenso angelockt werden wie Privatpersonen.

Eine bunte Palette an Mobilien-Angeboten

Über die Plattform wird jedenfalls eine große Anzahl an beweglichen Gütern angeboten. PS-starke Straßenflitzer und Edelkarossen deutscher und italienischer Hersteller sind dabei unter anderem ebenso angepriesen wie Lastkraftwagen und Motor-Yachten. Die Standorte dieser Mobilien sind vor allem Italien, Kroatien, Serbien und Montenegro - alles Länder, in denen die Bank in der Vergangenheit mithilfe der Milliarden-Haftungen des Landes Kärnten massiv expandiert hat und nun auf einem riesigen Berg notleidender Kredite sitzt.

Wer aber glaubt, über die "Alpe Adria Asset Platform" günstig zum immer schon erträumten Auto oder gar einem flotten Motorboot zu kommen, liegt falsch - zumindest nach Darstellung der Hypo. "Das ist keine Ramsch- und Schnäppchenbude", so Donig. Man verkaufe hier zu Markt- und nicht zu Schleuderpreisen.

Da immer wieder viele notleidende Kredite nicht mehr zu restrukturieren sind (über reduzierte Zinsbelastungen oder längere Laufzeiten), kommen in regelmäßigen Abständen neue Angebote auf die "Alpe Adria Asset Platform". Aktuell kündigt die Hypo zum Beispiel an, dass demnächst 31 Fiat-Autos im Paket zu kaufen sind.

Donig ist freilich bemüht, im Zusammenhang mit den Angeboten im Internet extra zu betonen: "Unsere Milliardenbelastung bauen wir nicht über den Verkauf von Gebrauchtautos ab."

Bank greift auch auf externe Verwertungsprofis zurück

Mit dem Abbau, der zukünftig zentral über eine öffentlich-rechtliche Anstalt abgewickelt werden soll (und nicht mehr über die bisherigen internen Einheiten in der Bankengruppe), sind in der Hypo derzeit 1250 von insgesamt rund 6000 Hypo-Mitarbeitern beschäftigt. "Jeder fünfte Mitarbeiter ist somit ausschließlich mit Abbau beschäftigt", sagt Donig.

Für das Verwerten von Assets hat die Hypo laut ihrem Sprecher "Kompetenzen im eigenen Haus aufgezogen". Doch daneben wird auch auf externe Verkaufsspezialisten zurückgegriffen, wie in der Bank versichert wird.

Schnäppchen-Falle

Ein Jaguar, Baujahr 2007 um 8500 Euro. Klingt zu schön, um wahr zu sein. Ist es auch. Denn dazu kommen 180 Euro Eintragungsgebühr in Österreich, eine Pickerlüberprüfung (beim ÖAMTC um 35 Euro) und der größte Brocken: die Normverbrauchsabgabe (Nova).

Die kann bei Boliden, wie sie von Hypo-Kreditkunden ohne Zahlungsmoral offenbar bevorzugt wurden, den Verkaufpreis empfindlich erhöhen. Denn die Nova besteht aus dem Sockelbetrag (bei Gebrauchtwagen höchstens 16 Prozent des Werts) und einem Öko-Bonus-Malus. Innerhalb der EU ist er nach Alter des Autos gestaffelt.

Bei Importen von Spritfressern aus Drittländern wie Bosnien schlägt der Malus voll zu und kann den Kaufpreis im Extremfall verdoppeln, warnt der ÖAMTC.

Bei Drittländern schlägt außerdem noch die Mehrwertsteuer zu Buche, die bei EU-Importen entfällt.

Ein weiterer Pferdefuß beim Import von gebrauchten Autos aus dem Ausland - die Gewährleistung ist praktisch wertlos.