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Seit 1804 ist die Österreichische Staatsdruckerei (ÖSD) für die offiziellen Dokumente des Landes zuständig. Von Briefmarken über Personaldokumente bis zu Zeugnissen setzte sie seither die höchstmöglichen Qualitätsansprüche der jeweiligen Epoche in Druckkunst um.
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Das letzte Bravourstück, dessen sich die Staatsdruckerei derzeit rühmen darf, ist der biometrische Pass. Der ÖSD gelang seine Umsetzung bereits Anfang 2004, womit sie weltweit eines der ersten Unternehmen war, das biometrische Reisedokumente anbieten konnte.
Die Staatsdruckerei liegt damit voll im Trend der international erhöhten Sicherheitsanforderungen nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001. Um Reisepässe den neuen Anforderungen anzupassen, sollen diese künftig mit biometrischen Daten wie Fingerabdruck, Informationen über Gesicht, Iris oder Stimme ausgestattet werden können. Diese Daten werden auf einem Chip im Inlay des Passes gespeichert, der zwar für seinen Benutzer kaum erkennbar ist, diesen jedoch für die internationalen Behörden eindeutig identifizierbar machen soll.
Was schließlich tatsächlich an biometrischen Informationen im Chip der neuen Reisepässe gespeichert werden soll, ist aber derzeit noch offen. "Das ist eine politische Entscheidung, die nicht die Staatsdruckerei selbst, sondern die österreichische Regierung treffen muss", meint ÖSD-Generaldirektor Reinhart Gausterer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Die Bedenken rund um eine immer lückenlosere Überwachung der Bürger kann Gausterer in Bezug auf die biometrischen Reisedokumente nicht nachvollziehen: "Je mehr Rechte ein Bürger hat, und in einer Demokratie hat er sehr viele, desto besser müssen diese geschützt werden. Es muss doch im Interesse jedes Bürgers liegen, dass seine Rechte nicht von jemand anderem wahrgenommen werden können. Und dafür braucht er Ausweispapiere, die ihn eindeutig identifizieren können."
Die Daten auf dem Chip sind jedenfalls durch eine digitale Signatur und eine Reihe von anderen Sicherheitsmerkmalen so gut wie möglich vor Missbrauch und illegaler Abänderung geschützt. Für die ÖSD hat Fälschungssicherheit hier oberste Priorität.
Wann die biometrischen Pässe zum Einsatz kommen werden, ist derzeit noch offen. Noch wird in Gremien der Europäischen Union und der Zivilen Luftfahrtbehörde an der Standardisierung und Interoperabilität der neuen Dokumente gearbeitet. Schließlich sollen die biometrischen Informationen auch von jeder Behörde weltweit ausgelesten werden können. - Die ÖSD ist als Mitglied dieser Gremien jedenfalls bei der Entscheidungsfindung mit dabei.
"Königsdisziplin" des Drucks
Besonders stolz ist der ÖSD-Generaldirektor aber auch auf die Briefmarken seines Hauses. "Der Briefmarkendruck ist die Königsdisziplin im Druckbereich. Er ist vergleichbar mit dem Banknotendruck, denn kaum eine anderes Produkt erfordert so viel Präzision und Können bei der Druckvorbereitung und Ausführung und so viele Sicherheitsvorkehrungen", erläutert Gausterer.
Die ÖSD kann auf eine 150jährige Tradition im Briefmarkendruck zurückblicken. Von den ersten so genannten Zeitungsmarken mit Merkurkopf ohne Wertangabe, die ab 1851 erschienen, gilt die zinnoberrote Ausgabe von 1856 immerhin als die seltenste und damit auch wertvollste österreichische Briefmarke. Diese kann in Einzelfällen einen Wert von über 60.000 Euro pro Stück erreichen.
Auch hier legte die Staatsdruckerei immer besonderen Wert auf Fälschungssicherheit. So wurden die Marken im Laufe der Zeit mit Wasserzeichen, Lackstreifen, Wappen, Kaiserkopf oder eben Merkurkopf versehen und auf spezielles Papier gedruckt.
Aber auch bei den Briefmarken hat sich die ÖSD immer bemüht mit der Zeit zu gehen. So hat sie die erste Hologrammmarke der Welt herausgebracht. 2003 kam schließlich die personalisierte Breitmarke, in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Post auf den Markt. Diese bietet Firmen und vor allem karitativen Organisationen die Möglichkeit auf Briefen eine zusätzliche Werbefläche im Kleinformat zu nutzen.
Besondere Bedeutung mißt Reinhart Gausterer der Briefmarke auch in Zeiten zu, in denen E-Mails die traditionelle Bedeutung der Briefpost schmälert. Die Briefmarke werde als Symbol mit regionalen Bezügen in einem immer größeren Europa wichtig bleiben, glaubt er.
http://www. oesd.at