Der Spagat der Ölgiganten beim Klimaschutz.
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Während die Energiepreise für Haushalte steigen, verzeichnen die größten Ölkonzerne weiterhin Rekordgewinne. Die Einführung einer Übergewinnsteuer wird diskutiert, zugleich verstärken die hohen Energiepreise und der Ukraine-Krieg den Wunsch nach Unabhängigkeit, insbesondere in Europa. Laut der Austrian Energy Agency zahlten Österreichs Haushalte im heurigen Juli um die Hälfte mehr für Energie als vor einem Jahr. Der österreichische Gaspreisindex hat sich im September im Jahresvergleich um knapp 377 Prozent erhöht, der Strompreisindex wird laut Österreichischer Energieagentur im Oktober um knapp 320 Prozent höher liegen. Während weitere Energiepreissteigerungen drohen, haben die Ölriesen Shell, BP, Total Energies, Chevron und Exxon mit 30 Milliarden Dollar im zweiten Quartal eine Rekordsumme an Dividenden und Aktienrückkäufen ausgeschüttet. Obwohl viele Anleger davon ausgehen, dass höhere Steuersätze zu einem Rückgang der Aktienkurse führen, gab es in der Vergangenheit nach Steuererhöhungen überdurchschnittliche Renditen.
Die Ölindustrie wird nun auch dafür kritisiert, von den Rekordgewinnen zu wenig in nachhaltigkeitsfördernde Projekte zu investieren, was angesichts des Klimawandels und der angestrebten Zero-Net-Politik einiger Konzerne einen Widerspruch darzustellen scheint. Es gibt jedoch einige Schritte in diese Richtung: So hat sich BP als einer der ersten Ölkonzerne im großen Umfang erneuerbarer Energie verschrieben und investiert nun trotz der Aktienrückkäufe in grüne Technologien, etwa in den Ausbau von Schnellladestationen für E-Autos. Shell fördert Wind- und Solarenergie und engagiert sich für die Weiterentwicklung der Wasserstoffmobilität. Eni investiert in Projekte zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zur Erhöhung der Energieeffizienz.
Die steigenden Ölpreise haben den Energieaktien in der ersten Jahreshälfte gutgetan. Solange die Preise nicht stark fallen, bleibt der Energiesektor für Anleger attraktiv. Dabei gibt es keinen fundamentalen Grund zur Annahme, dass vor allem die Ölpreise auf ein pandemisches Niveau zurückkehren werden. Die Nachfrage ist einfach zu groß und das Angebot zu knapp, und Unternehmen wie BP oder Exxon profitieren letztendlich davon. Gelten im Normalfall Versorgeraktien als eine stabile Anlage, da die Nachfrage selbst in einer Rezession konstant bleibt, verunsichert die aktuelle Debatte über die staatliche Regulierung von Energiepreisen die Anleger, sodass die Aktienkurse fallen.
Bei steigenden Kosten müssen auch Versorgerunternehmen ihre Preise erhöhen, und auch die Regierung kann in den Markt eingreifen, wie die Strompreisbremse zeigt. Hinzu kommen das durch den Klimawandel zunehmende Risiko von Naturkatastrophen und Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen.
Klimafreundliche Aktien
Mit anhaltender Energiekrise werden erneuerbare Energien, meist Wind- und Sonnenenergie, als erste attraktive Alternative für eine größere Unabhängigkeit identifiziert. Und auch das Interesse der Anleger an "sauberer" Energie steigt. Der globale Markt für alternative Energien wird in den kommenden Jahren wachsen. Wenn die Nachfrage auch künftig so schnell wächst, werden grüne Aktien insbesondere für Investoren, die langfristig anlegen wollen, attraktiv sein.